Portrait
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Ist Protagonist eines Forschungsprojekts: der Mistkäfer Foto: dpa

Der stärkste Käfer der Welt

Er ist nur ein kleiner Käfer und aufgrund seiner etwas speziellen Ernährung nicht gerade beliebt – doch jetzt soll er in Kiel die Erforschung neuartiger Robotertechnologien revolutionieren: der Mistkäfer. In einem internationalen Projekt wollen die Forscher einen Roboter bauen, der die Fähigkeiten des Krabbeltiers hat.

Er ist zwischen zehn und 45 Millimeter lang und dunkelbraun, violett, oder schwarz gefärbt. Häufig schimmert er metallisch. Und er hat eine ganz besondere Stärke: Er kann Dungkugeln in der vielfachen Masse seines Körpergewichts formen und transportieren – und das sogar rückwärts.

Laut einer 2010 veröffentlichten Studie ist der männliche Mistkäfer das stärkste Insekt der Welt. Das 1.141-Fache seines Körpergewichts könne der Käfer ziehen. Die Kapazität seines relativ kleinen Gehirns nutze der Käfer sehr effizient, sagt Poramate Manoonpong, einer der am Roboterprojekt beteiligten Forscher aus Dänemark.

Und noch etwas kann der Mistkäfer besser als einige Zweibeiner: Um den Weg zurück nach Hause zu finden, orientiert er sich am Stand der Sonne. Auch die Anordnung der Sterne und Mondlicht helfen ihm dabei, seine Dungkugel nicht versehentlich wieder zum Dunghaufen zurückzurollen und an Konkurrenten zu verlieren.

Die Kieler Forscher interessieren sich besonders für die sechs Beine des Mistkäfers. Mit ihnen kann der Käfer Nahrung beschaffen, Dungbälle transportieren und seine Nahrung vergraben. Stanislav N. Gorb, Professor für Biomechanik, beschäftigt sich mit dem besonderen Zusammenspiel von Skelett und Muskeln. Herausfinden möchte er, wie die Beine und der Körper des Käfers optimiert sind.

Die „Human Frontier Science Program Organization“ unterstützt das Forschungsprojekt in den kommenden drei Jahren mit rund einer Million Euro. Vielleicht sollte auch die Sozialwissenschaft in Zukunft über Investitionen in die Erforschung des Mistkäfers nachdenken, denn Arbeitsteilung kann der Käfer auch: Während das Weibchen meist unter der Erde die Gänge gräbt und alles für die Eiablage vorbereitet, ist das Männchen dafür zuständig, Erde nach oben, aus dem Bau hinaus zu transportieren. PIEP