Der Kultursenator will die Wippe beerdigen

BASTABei der Planung des Einheitsdenkmals in Berlins Mitte fordert Klaus Lederer einen Neustart

Berlins Kultursenator Klaus Lederer (Linke) hat einen völ­ligen Neustart beim geplanten Freiheits- und Einheitsdenkmal gefordert. „Das jahrelange Hin und Her um das Projekt hat dem Denkmal schon so ­geschadet, dass es Zeit ist für ein Innehalten“, sagte Lederer der Deutschen Presse-Agentur DPA. „Wir sollten das Areal vor dem Schloss freilassen, die Sache beerdigen und die Diskussion noch einmal ganz neu führen.“

Der Bundestag hatte das Denkmal zur Erinnerung an die friedliche Revolution in der DDR und die Wiedergewinnung der Deutschen Einheit 2007 beschlossen. 2016 stoppte dann der Haushaltsausschuss des Bundestags das Projekt wegen einer Kostensteigerung von 10 auf 15 Millionen Euro. Im ­Februar einigten sich Union und SPD dann auf eine Fortsetzung.

„Kaum noch Enthusiasmus“

„Ich glaube, es gibt kaum noch Leute, die wirklich mit Enthusiasmus auf dieses Projekt schauen. Jeder will es nur noch irgendwie hinter sich bringen“, sagte Lederer, der schon lange zu den Kritikern gehört. Die mit dem Denkmal gedachte Verbindung von Freiheit und Einheit werde der historischen Entwicklung von 1989/90 nicht gerecht. Zudem löse der Standort auf dem Sockel des einstigen Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmals neben dem rekons­truierten Berliner Schloss falsche Assoziationen aus. Und die von dem Stuttgarter Designer Johannes Milla vorgeschlagene Form einer begehbaren, absenkbaren Waage symbolisiere den demokratischen Gedanken nicht angemessen. „Demokratie hat mehr mit Freiheit, mit Eigensinnigkeit und Widerspruchsgeist zu tun als mit dem behäbigen Hin- und Herschwenken eines durch Massen bewegten Pendels“, so Lederer.

Der Linken-Politiker warf den Koalitionsspitzen vor, die neuerliche Kehrtwende nach „Basta-Manier“ zu betreiben: „Das ist das genaue Gegenteil von dem, wie man so einen Prozess hinbekommen sollte“, sagte er. Lederer griff den früheren Vorschlag von Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) wieder auf, das Brandenburger Tor zum Symbol der Deutschen Einheit zu erklären. „Mit Berlin und dem Mauerfall wird weltweit die Mauer selbst oder das Brandenburger Tor als Wahrzeichen identifiziert – wechselvolle Geschichte hin oder her. Dem kann man nur beipflichten.“ (dpa)