KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER „RUE DE LOURCINE“
: Maximal minimalistisch

Ein Mann mit Feinrippunterhemd und Schnäuzer schlappt auf die Bühne, dann noch einer, ohne Schnäuzer, aber auch in Feinripp. Und auf der Bühne sitzt schon einer, mit seiner Gitarre. Ein Verstärker steht da auch. Kaum die geeignete Kulisse für eine Komödie aus dem 19. Jahrhundert, möchte man meinen. Aber Felix Rothenhäusler kommt damit durch. Allerdings ist seine Fassung der „Affäre der Rue de Lourcine“ durchaus erprobt, lief nach der Premiere in Hamburg auch schon erfolgreich auf dem Festival Premiéres in Straßburg. Allerdings stand dem Regisseur für seine überarbeitete Bremer Fassung nur ein Teil der bewährten Besetzung zur Verfügung.

Anstatt sich zumindest räumlich irgendwie analog zum Text zu bewegen, umkreisen sich die Figuren, ständig in Bewegung, der von Elfriede Jelinek mit reizvoller österreichischer Färbung übersetzte Text ist es, der die Geschichte erzählt. Was da wie eine zeitgenössisch postdramatische Versuchsaufstellung wirkt, unterlegt, kontrapunktiert, unterwandert die Komödie. Und auch wenn das abstrakt klingt, spröde geradezu, gelingt Rothenhäusler doch eine echte Komödie.

Vor allem Johannes Kühn wäre da zu nennen, aber auch Matthieu Svetchine, Martin Baum, Annemaikke Bakker – es ist ein Vergnügen, ihnen zuzuschauen. Und ganz und gar nicht vergessen dürfen wir Matthias Krieg, der dem kurzweiligen Abend mit der Gitarre sachten Rhythmus verleiht und die Gesangseinlagen – eine Schönheit für sich – begleitet.

Wieder am: 25. 11. und 10. 12., 19.30 Uhr, Theater am Goetheplatz