LeserInnenbriefe
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Nix als Gier nach Mammon

betr.: „Gold!“, taz vom 1. 4. 17

War denn etwa Umweltliebe

Antriebskraft der Münzendiebe?

Sorgte sie das Zyanid

das beim Abbau feinen Goldes

Ureinwohnerland gar holdes

schwer verseucht lässt oft zurück?

Wollten sie’s Gold schmelzen ein

um im Kreislauf mehr zu nützen

und die Erd vor Gift zu schützen?

Nein, die Mammongier wird’s sein ...

ULRIKE BICKEL, Berlin

Das falsche Unbehagen

betr.: „Das große Unbehagen“, taz vom 4. 4. 17

„Das große Unbehagen“ hat sich bei mir während der Lektüre des Leitartikels eingestellt. Wie viel Zivilcourage und emanzipatorisches Politikverständnis sind bei der taz noch vorhanden, wenn die von den Linken genannten Positionen bei Ihnen bereits den „Systemsturz“ befürchten lassen? Fragen an die Militarisierung der Gesellschaft – einschließlich der Auslandseinsätze der Bundeswehr – und zur sozialen Frage stehen auf dem festen Boden des Grundgesetzes. Diese richtigen Fragen zu stellen mag in der bürgerlichen Mitte Angst auslösen. Die taz sollte demgegenüber bewusst eine mutige Position des offenen Diskurses einnehmen und diesen nicht mit auch inhaltlich falschen Begriffen wie „Systemsturz“ verhindern. Personalisierungen (zum Beispiel die Berichterstattung zu Wagenknecht) schüren aber Ängste und verschließen sich der inhaltlichen Debatte zur dringenden Veränderung des neoliberalen Zeitgeistes. Zivilcourage und emanzipatorisches Denken sind allerdings Grundvoraussetzungen für diesen Weg. DIRK SCHNEIDER, Helmenze

Butterwegge für die Grünen

betr.: „Ein politisches Armutszeugnis“, taz vom 4. 4. 7

Die Grünen wären gut beraten, sich für einen intensiven Gedankenaustausch zur sozialen Lage in Deutschland mit Herrn Butterwegge zusammenzusetzen. Das Wahlprogramm der Partei könnte um einiges gewinnen, wenn der sozialpolitische Teil, insbesondere in Bezug auf die ärmsten Teile der Bevölkerung, deutlich geschärft würde. Von den drei Pfeilern – Ökologie, Liberalität und soziale Gerechtigkeit –, auf denen die Partei nach meinem Verständnis stehen sollte, erscheint mir der dritte derzeit existenziell bedroht. Deutschland braucht nach Jahren des Durchwurschtelns für Mittel- und Oberschicht, der inzwischen fast schon rückschrittlichen Umwelt- und Naturschutzpolitik und dem fortschreitenden Abbau von Freiheitsrechten ein völlig anderes Politikangebot. Auch wenn Christoph Butterwegge leider das Amt des Bundespräsidenten verpasst hat und nicht die „Macht des Wortes“ einsetzen kann, um uns wachzurütteln, ist es umso dringender, dass seine sozialpolitischen Folgerungen und Forderungen in der aktuellen Politik Berücksichtigung finden. MARKUS STEUERNAGEL, Frankfurt

Entfremdung und Populismus

betr.: „Als ich mich schämte“, taz vom 1. 4. 17

Es ist erstaunlich, wie die Macht des Unverstandenen viele zu (demokratischen) Opportunisten macht: Ist die Diktatur der Mehrheit nicht für mich, ist sie gegen mich und ich gegen ihre Wandlung – die sich aber leider stetig vollzieht. So rennt man gedanklich heulend davon, wertet die entfremdeten anderen als „uninformiert“ ab, wendet sich dann selbst schließlich ganz ab, entfremdeter als zuvor. Die totalitäre Entfremdung, die der Autor mit seiner Offenbarung indirekt bemängelt, lässt ihn und andere überrascht aufblicken, wenn lange vorhandene Schwelbrände anfangen Flammen zu schlagen. Anstatt smart populistisch polternd gegen den Populismus vorzugehen, könnte man auch die Offenheit des Autors und anderer Entfremdeter nutzen und die je eigene Entfremdung offenlegen, um echte Perspektivübernahme zu ermöglichen. Der Kampf um den Diskurs der Entfremdung ist unausweichlich, wenn die Nährböden für Populismus nicht weiterwachsen sollen. Danke an den Autor! Für deine Offenheit. NORMAN SILBER, Leipzig

Gelobtes Grau

betr.: „Mit oder ohne Würstelbude“, taz vom 3. 4. 27

Das Foto des neuen Verlagsgeländes von Suhrkamp zeigt rechts daneben den „aufgebrochenen“ Betonkubus von Roger Bundschuh. Links soll noch so etwas hinkommen , nur in Alu. Welche Kriterien erfüllen solche Bauten? Hier bin ich – ich, Bauherr. Das habe ich gebaut – ich, Architekt. Selbstzweck. Zum Ansehen nur grau und klotzig. Macht so ein Bauwerk einen Stadtteil lebenswerter? Sollte dieses Gebäude so wohlwollend betrachtet werden wie in diesem Artikel? Mehr Mut zu Fantasie und Kritik, liebe Leute. MARTIN HASSELMANN, Höslwang

Stehen lassen

betr.: „Flagge zeigen?“, taz vom 5. 4. 17

Eine wichtige Frage, wann und für wen wir Flagge zeigen. Leider wurde eine andere wichtige Frage umgehend beantwortet: Sind Russen weniger wichtig als Briten? Natürlich nicht!!! Ehrlicher wäre es, solche Fragen einfach einmal mit Nachhall stehen zu lassen ... ohne Antwort. Und schon fallen einem viele Dinge ein ... oder auch auf. HILDEGARD MEIER, Köln