KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Bürokratische Abstraktion. Marcius Galans gleichnamige Serie in der Galerija Gregor Podnar, folgt strikten Prinzipien. Wo geometrische Formen auf alten Rechnungen erscheinen, darf Acrylfarbe eingetragen werden, der Rest bleibt frei. In der Ausführung „Red“ (2017) geschieht dies ausschließlich in rot, der nötige Farbkontrast kommt von der wießen, beigen oder grünlichen Färbung des Papiers. Die Ausstellung „Line Weight“ illustriert Galans Auseinandersetzung mit der Repräsentation von Raum in der Geometrie. Streng genommen sind die rechteckigen Konstellation, die er abbildet, also Formationen aus Linien, der kürzesten Strecke zwischen zwei Punkten. Daneben wölben sich freistehende Metallkabel per Eigengewicht zur Kurve. Der Betonklotz „Line Weight“ verabschiedet sich mit einem heraushängenden Stück schließlich gänzlich vom Prinzip der Messbarkeit (bis 22. 4., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Lindenstr. 35).

Diagonal verlaufende Raster bilden das tragende Element der farbintensiven Arbeiten des Malers und Grafikers Günter Fruhstrunk, die noch bis Samstag unter dem Titel „Agitation“ bei Grisebach zu sehens sind. Eine Auswahl an Werken aus den 1960ern und 70ern erscheint hier vor allem als Kombination von schwarzen und weißen Ausgangstönen, in Kombination mit Gelb, Grün und Blau. An zwei Stellen wird die Präsenz dieser gebündelten Streifen hart durchbrochen. Die Arbeiten „Dynamische Geometrie“ (1957/58) und „Drei Weisse Kreise“ (1959) lassen durch die leichte Neigung einiger Quadrate, und der versetzten Platzierung von Scheiben in ihrem Innern, jegliche ausbalancierte Sicherheit aus dem Lot geraten, die das repetitive Spiel mit Parallelen und Orthogonalen zuvor vermittelt hat (noch bis 8. 4., Mo.–Fr., 10–18.30 Uhr, Sa., 11.–16 Uhr, Fasanenstr. 25).

Die Linie führt sich fort. Kürzlich lief eine Alditüte auf der Hobrechtbrücke an mir vorbei. Irgendeinen Träger mit Beinen wird sie wohl gehabt haben. Gestaltet in den 1970ern jedenfalls hat sie Günter Fruhtrunk. Was sie geladen hatte war allerdings nicht zu erkennen. Waschmittel ließe sich vielleicht gut darin transportieren oder Spüli oder beides.

„Doppel-Detergent – Im vierten Viertel deines Kopfes“ heißt zumindest schon mal der erste von 17 Talks der Reihe „food for thought“ bei sign, CIAT. Barabara Buchmaier und Christina Woditschka machen am Samstag den Auftakt. Die Themen lauten: Emotionale Intelligenz, NEUROmarketing und psychokinetische Kräfte. Danach ist auch die Quadratur des Kreises nur noch ein simples Problem von Linienführung, I promise (8. 4., 20 Uhr, Hinterhaus, Zossenerstr. 34).