Ankläger will nicht der Maulwurf sein

WULFF-AFFÄRE Staatsanwaltschaft will keine Ermittlungsinterna an Presse weitergegeben haben

Die Staatsanwaltschaft Hannover wehrt sich gegen Kritik an ihren mittlerweile Monate dauernden Korruptionsermittlungen gegen den ehemaligen niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) und dessen einstigen Sprecher Olaf Glaeseker. Immer wieder dringen Ermittlungsinterna an die Presse, zudem steigt die Erwartung der Öffentlichkeit, konkrete Ergebnisse zu erfahren.

Man frage sich, ob in Niedersachsen „auch Tötungsdelikte immer mit solcher Intensität bearbeitet wurden“, kritisiert etwa die Hannoversche Allgemeine Zeitung in ihrer gestrigen Ausgabe. Bislang habe es eine „Fülle an Indiskretionen“ gegeben, so das Blatt. „Nur eins gab es noch nicht: eine Anklage.“

Zunächst waren es Protokolle der Vernehmungen von Wulff, die dem Spiegel oder dem Focus zugespielt wurden. Aktuell zitiert der Spiegel aus einem 90-seitigen Ermittlungsbericht des Landeskriminalamts (LKA) an die Staatsanwaltschaft, wonach Glaeseker als niedersächsischer Regierungssprecher für die umstrittenen Lobbyistentreffen „Nord-Süd-Dialog“ Sponsoren geworben haben soll. Im Gegenzug soll er von „Nord-Süd“-Veranstalter Manfred Schmidt Gratisurlaube erhalten haben – im Gesamtwert von über 26.000 Euro, wie das LKA laut Spiegel auflistet. Auch aus einer 52-seitigen Stellungnahme Glaesekers, in der er sich erstmals gegenüber der Staatsanwaltschaft äußert, weiß das Nachrichtenmagazin zu berichten.

Von Seiten der Staatsanwaltschaft seien diese Informationen aber nicht nach außen gedrungen, erklärte gestern ein Sprecher gestern: Erst am Samstagmorgen habe man die 52 Seiten-Stellungnahme Glaesekers per Fax erhalten. Etwa zeitgleich berichtete der Spiegel bereits in einer Vorabmeldung über das Papier. Und auch Kritik an der Verfahrensdauer will die Staatsanwaltschaft Hannover nicht stehen lassen: Im Vergleich zu anderen Korruptionsverfahren sei man rund sieben Monaten voraus.  THA