berliner szenen Trauriger Hausbesitzer

Herr Porsche

„Räumen Sie sofort die Bretter aus dem Hof“, brüllt er, als ich ihm nach mehrmaligem Läuten die Tür öffne. „Die liegen schon seit Freitag dort. Ich will nicht, dass mein Hof aussieht wie Ihre Wohnung“, keift er außer Atem. Ich schaue ihn verschlafen und verdutzt an. „Tun Sie das nie wieder“, sagt er und seine Stimme überschlägt sich. Er macht auf dem Absatz kehrt und poltert die Treppe runter.

Woher weiß er, wie lange die Bretter da schon liegen, frage ich mich, und warum regt er sich so fürchterlich auf? Herr Porsche sieht aus, als ob er sich in seinem Körper nicht wohl fühlen würde. Sein Kopf ist zu klein oder sein Rumpf zu groß. Ungelenk steht er meist mit hochgezogenen Schultern da, den Kopf eingezogen, als fürchte er, ihn sich zu stoßen. Er fährt Motorrad und ist seit zwei Jahren der Hausbesitzer. Außerdem hat er mich erfolgreich aus der Wohnung geklagt und scheint auch sonst ein sehr trauriger Mensch zu sein.

Ich muss die Wohnung total renovieren, obwohl mir Herr Porsche ins Gesicht gesagt hat, dass er alles neu machen wird, sobald ich draußen bin. Reine Schikane also. In letzter Zeit werde ich alle zwei Tage von ihm angebrüllt, sei es wegen eines Flecks auf dem Treppenhausteppich, den angeblich ich verursacht haben soll, oder wegen eines zerbrochenen Stuhls in der Mülltonne, der meiner sein soll, und ein paar anderer Dinge mehr.

Herr Porsche wohnt nicht in diesem Haus in Prenzlauer Berg, und er besitzt mindestens fünf weitere Häuser in Berlin. Ob er in den anderen Häusern auch so gut Bescheid weiß über Dinge, die angeblich dort vor sich gehen? Herr Porsche muss sehr einsam sein, um sich so eine Vollzeitbeschäftigung zu suchen. Aber was machen Hausbesitzer eigentlich sonst? MAREIKE BARMEYER