mauergedenkkonzept
: Fakten werden geschaffen

Das Chaos hat Methode, anders ist es nicht mehr zu erklären. Gestern riss der Senat die Kompetenz der Bauplanungen für das Gelände um die Bernauer Straße an sich. Es ist das Areal, das eines Tages eine Gedenklandschaft zur Erinnerung an die Mauer in der Stadt werden soll – der Bau neuer Privatgebäude, die diesen Gedankpark stören, soll so verhindert werden. Gleichzeitig fing gestern ein Privatinvestor genau auf diesem Gelände mit ersten Arbeiten für ein privat genutztes Gebäude an. Und wer nachfragt, wie das möglich ist, wird zwischen Bezirksamt, Bau- und Kulturverwaltung immer schön hin und her verwiesen: Immer sind die anderen dafür verantwortlich.

KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER

Dass der schwarze Peter so weitergeschoben wird, kann nur überraschen, wer die überaus krampfigen Bemühungen der rot-roten Stadtregierung zur Erinnerung an die Mauer in den vergangenen Jahren nicht beobachtet hat. Der Abriss der Mauerkreuze am Checkpoint Charlie ging überraschend schnell vonstatten – die Verwirklichung des Gedenkkonzepts von Kultursenator Thomas Flierl (Linkspartei) dagegen geht seinen überaus sozialistisch-langsamen Gang. Abreißen geht halt schneller als aufbauen, wir ahnten es.

Um den fatalen Eindruck zu vermeiden, dass der Senat schlicht nicht interessiert ist an der Erinnerung an die Mauer, wäre es deshalb nötig, endlich das gar nicht so schlechte Gedenkkonzept Flierls beherzt anzupacken. Baut auf! Baut auf!

Die Tatsache aber, dass nun offenbar von privater Seite dem widersprechende Fakten geschaffen werden, ohne dass dies irgendjemand verhindern kann oder will, wirft ein trübes Licht auf die Stadtregierung.