Unterm Strich
:

Mit einem dystopischem Klassiker gegen Trump: In mehr als 180 Arthouse-Kinos und in 165 Städten in den USA soll am 4. April der Film „1984“ gezeigt werden. Die Filmvorführung soll ein Zeichen des Protests gegen die Regierung von US-Präsident Donald Trump sein. Der Film basiert auf dem 1949 erschienenen gleichnamigen Roman von George Orwell, die Filmfassung von Regisseur Michael Radford kam 1984, im „Orwell-Jahr“ in die Kinos. Hinter der Aktion steht das Capital City Film Festival in Lansing im US-Bundesstaat Michigan. Auch einige ausländische Kinos in Kanada, Großbritannien, Schweden und Kroatien wollen sich den Protesten anschließen. „Orwells Darstellung einer Regierung, die ihre eigenen Fakten fabriziert, totalen Gehorsam fordert und ausländische Feinde dämonisiert, war nie aktueller“, heißt es vonseiten der Organisatoren*innen. Der 4. April für die Protestvorstellung wurde gewählt, da Orwells Hauptfigur Winston Smith an diesem Datum ein Tagebuch beginnt. Ein Teil des eingespielten Geldes soll den Veranstaltern zufolge Bildungsprogrammen zugute kommen. Orwells Dystopie „1984“ spielt in einem autoritären Staat, der vom Großen Bruder geführt wird. Smith versucht zunächst, dem System zu widerstehen, und wird schließlich selbst durch Folter und Gehirnwäsche überzeugter Anhänger des Regimes.

Aus den USA geht es wieder zurück nach Europa, genauer nach England – oder auch nicht. Denn derBrexitzwingt das Barockorchester der Europäischen Unionzum Umzug nach Belgien. Das vor 32 Jahren gegründete Orchester hatte seinen Sitz bis jetzt in der Nähe von Oxford. 2018 wird das „Eubo“, das sich jedes Jahr aus 20 jungen Musiker*innen aus der EU neu formiert, ins belgische Antwerpenumziehen. Damit verbleibt es in dem Staatenbund, wenn Großbritannien 2019 als Mitglied ausscheidet. „Als die Abstimmung über den Brexit im vergangenen Jahr stattfand, war dies für uns eher eine Frage, wann wir umziehen und weniger, ob überhaupt“, sagt der britische Generaldirektor Paul James. Seiner Meinung nach mache es keinen Sinn eine EU-Einrichtung von außerhalb der EU zu führen. James leitet das Orchester seit seinen Anfängen 1985. Das Brexit-Votum habe ihn „tief in der Magengrube“ getroffen, sagt er. „Ich habe mich physisch wirklich krank gefühlt, niedergeschlagen.“ Viele Musiker*innen fragen sich jetzt, ob sie künftig Visa brauchen, um in Großbritannien aufzutreten, oder ob sie für die Mitnahme von Musikinstrumenten durch den Ärmelkanal spezielle Dokumente benötigen, meint James. Viele seien freischaffende Künstler*innen, die darauf angewiesen seien, dass sie sich frei bewegen können, „sowohl für Auftritte als auch für Proben und Privates“, so James weiter. Mit dem Brexit werden auch bestehende Regeln, die Kunst und Kultur betreffen, neu verhandelt. Auch das Jugendorchester der EU mit Sitz in London erwägt einen Umzug. Trotz der Versprechen der britischen Regierung, dass der Brexit neue bilaterale Partnerschaften für England bedeute, befürchten viele der Künstler*innen, die in der EU verbleiben wollen, das Gegenteil.

Eine deutlich positivere Reisemeldung gibt es für die afghanische Theatergruppe ­Azdar. Für ihre Teilnahme an dem Projekt „Malalai – die afghanische Jungfrau von Orléans“ am Deutschen Nationaltheater Weimar erhält sie Visa. Im vergangenen Jahr musste die Produktion „Kula – nach Europa“ ohne Beteiligung von Azdar realisiert werden, da die afghanischen Künstler*innen nicht nach Deutschland einreisen durften. Die Beteiligten der Kula-Pro­duktion kämpften weiter für diese Zusammenarbeit, „weil ein kultureller Aus­tausch die stärkste Antwort auf Abschottungs- und Rückzugsmecha­nismen in der Gesellschaft ist“. Jetzt führten die Bemühungen zur Erteilung der Visa durch die deutsche Botschaft. „Das Stück „Malalai – die afghanische Jungfrau von Orléans“, das in der Inszenierung von Robert Schuster ab Mitte Mai 2017 erarbeitet wird, dreht sich um den afghanischen Mythos der paschtunischen Kämpferin Malalai von Maiwand, die auch „die afghanische Jungfrau von Orléans“ genannt wird, um die französische Legende der Jeanne d’Arc und um das deutsche Drama „Die Jungfrau von Orleans“ von Friedrich Schiller. In der Produktion werden französische, afghanische, deutsche und israelische Schauspieler*innen mit muslimischem, jüdischem, christlichem oder atheistischem Hintergrund gemeinsam spielen. Premiere der Aufführung ist am 25. August beim Kunstfest Weimar.