LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Wenn die Kantine zur Kirche wird

betr.: „Ran an die Buletten?“, taz vom 28. 3. 17

Eingefleischte Fleischesser haben dasselbe Problem wie eingepflanzte Veganer: sie können von ihrer Sicht der Dinge nicht abstrahieren, fühlen sich von anderen Ansichten angegriffen und werfen der anderen Seite Ideologie vor. Das sind im Grunde zwei Religionen ohne Kirche, die sich da gegenüberstehen. ATALAYA, taz.de

Heimliche Fleisch-Sponsoren?

betr.: „Ran an die Buletten?“, taz vom 28. 3. 17

Bei solchen Kampagnen frage ich mich, ob sie nicht von der Fleisch-Industrie gesponsert sind. Etwas positives über diese Industrie zu sagen ist schwer, aber negative Schlagzeilen über ihre Gegner zu produzieren ist ein Kinderspiel. Solche Aktionen sind so oft nach hinten losgegangen. Ein Lerneffekt scheint hier aber irgendwie nicht einzusetzen. DISENCHANTED, taz.de

Veganes Menü – in Beton gießen?

betr.: „Ran an die Buletten?“, taz vom 28. 3. 17

Meines Erachtens ist es nicht missionarisch, einfach nur ein weiteres Angebot im Speisenplan haben zu wollen. Auch den Kantinenköchen könnte man das durchaus zumuten. Was mich stört, ist, dass man das nicht einfach auf dem direkten Weg macht, indem man sich im Betrieb oder als Eltern zusammentut.Nein, stattdessen geht man den politischen Weg und will das Ganze in Beton gegossen als Bürgerbegehren haben, auf dass Vater Staat von oben herab durchsetzt, dass doch bitte schön noch ein zusätzliches Gericht täglich bereitstehen möge. Der Bezirk legt ja vermutlich bislang auch nicht zentral fest, welches Essen es geben soll, wieso sollte er es jetzt tun?Mal abgesehen davon, dass laut Bürgerbegehren selbst an Tagen, an denen es bereits ein veganes Gericht gäbe, noch ein zweites zusätzliches veganes Gericht ausgegeben werden müsste. Manchmal frage ich mich wirklich, ob es niemanden gibt, der über so was mal drüberliest und es sauber formuliert.

SART, taz.de

Befremdliche Jammerei

betr.: „Die Angst vor dem Knall“, taz vom 25./26. 3. 17

Es ist schon befremdend, wie sich ein Herr Ahlfeldt Gedanken über die steigenden Preise für Eigentumswohnungen und das „Nachhinken“ der Mieten macht. Selbst in der guten Situation, mehrere Eigentumswohnungen zu haben und einen guten Job, dürfte seine Alterssicherung kein Problem sein.

Es ist doch eine Mär, dass es auf dem Wohnungsmarkt eine Regelung über Angebot und Nachfrage gibt, die gibt es vielleicht noch auf dem Wochenmarkt. Ansonsten sind es die sogenannten Investoren, die den Markt bestimmen.

Die Mietpreisbremse hat versagt, Wohnungsneubau ist nur unter exorbitanten Herstellungskosten zu erreichen, ansonsten ist alles nur Makulatur von der Politik.

Nachdem die „christlichen und sozialen“ Berliner Parteien das Tafelsilber Wohnungen verschleudert hatten, ist der einzig gangbare Weg der Rückkauf von Wohnungen für den städtischen Bestand, um echte Genossenschaften zu bilden. Herr Ahlfeldt hat auch während der Hypothekenphase Mieteinkünfte, und würde er eine seiner Wohnungen zum Beispiel für 240.000 Euro verkaufen, könnte er bei 2.000 Euro Rente pro Monat zehn Jahre lang ein solides Leben führen. Viele Rentner würden bei so einer Monatsrente jubeln. Das ist Jammern auf hohem Niveau.

NORBERT BLECK, Berlin

Zu Fuß? Nur noch im Drahtkäfig

betr.: „Zu Fuß gehen wird zum Stress“, taz vom 25. / 26. 3. 17

Die taz ist bekannt für ihre radfahrerfreundliche Berichterstattung. Mindestens einmal pro Ausgabe wird über den Tod eines Radfahrers, über vollgeparkte oder blockierte Radwege, rücksichtslose Autofahrer und feinstaubbelastete Städte berichtet. Zum ersten Mal fand ich nun in der taz einen Beitrag zu den Problemen der Fußgänger in unserer Stadt.

Auch auf dem Fußweg erschweren parkende Fahrzeuge, entgegenkommende oder schnell an der Seite vorbeirauschende Radfahrer, vollgeschissene und schlecht gepflasterte Wege das Leben. Jetzt heißt es im Interview mit dem Transporter UPS, dass die Kuriere der Lastfahrräder in Deutschland „die Gehsteige benutzen“ dürfen. Dann ist auf dem Fußweg vielleicht ein Drahtkäfig auf Rollen zum Schutz von Leib und Leben sinnvoll.

FRANZ SITZMANN, Berlin