berliner luft
: Was Konrad uns heute sagt

die berlin-parlamentskolumne

von Anja Maier

Rätselfrage: Wer hat’s gesagt? „Die Gestaltung neuer Dinge braucht stets viel Geduld.“

Und das? „Jeder Baum wird klein gepflanzt.“

Oder – Achtung, Knaller! – : „Wenn man immer nur an die Schwierigkeiten denkt, dann tut man überhaupt nichts.“

Nein, das war nicht Grundschulfreundin Sabine, die mit ihrem roten Geha-Füller gerne allerhand Sinnstiftendes ins Poesiealbum gekritzelt hat, sondern Konrad Adenauer.

Weil der Godfather of CDU vor fünfzig Jahren verstorben ist, hält es Peter Tauber jetzt für eine gute Idee, die Nachwelt erneut mit dessen Gedanken zu erfreuen. Unter dem Hashtag #wasKonradsagt twittert der CDU-Generalsekretär seit Wochen Adenauer-Sentenzen. Und, weiß Gott, es ist nicht so, dass man hinweggefegt würde von der Wucht des Adenauer’schen Gedankens.

Es ist natürlich grundsätzlich keine schlechte Idee, Wähler, Mitglieder und jene, die demnächst, also jedenfalls hoffentlich sehr bald, der CDU beitreten werden, mit dem intellektuellen Unterbau der Partei vertraut zu machen. Das Problem dabei ist nur: Adenauer mag viel Kluges gedacht haben, er hat es aber eben nicht unbedingt sprachlich ansprechend verpackt. „Eine gewisse Kenntnis der Geschichte ist ja doch die Grundlage jedes politischen Handelns.“

Hm, ja. Was Konrad eben so sagt. Aber funky geht anders.

Es stellt sich die Frage, ob der oberste CDU-Wahlkampfmanager hier so was wie Vorsorge trifft. Schließlich ist auch die aktuelle Vorsitzende und Kanzlerkandidatin Angela Merkel keine Freundin der geschliffenen Sentenz. „Wir schaffen das“ – dieser scheinbar so eingängige Dreiwortsatz war letztlich auch umkränzt von allerlei Beiwerk. Oder: „Sie kennen mich.“ Eine inhaltliche Unterforderung aus dem letzten Bundestagswahlkampf. Den sie nebenbei bemerkt gewonnen hat, und zwar gegen den supersmarten Gegen-Geld-Redner Peer Steinbrück. Dieser konnte sowohl nonverbal mit dem Mittelfinger kommunizieren als auch reimen. Ich sage nur: „Hätte, hätte, Fahrradkette.“

Nach Steinmeiers Niederlage hat sich Merkel dann Ende Dezember 2013 einen goldenen Blazer übergeworfen und in ihrer Neujahrsansprache folgenden denkwürdigen Satz formuliert: „Ich selbst nehme mir eigentlich immer vor, mehr an die frische Luft zu kommen.“

Das waren noch Zeiten! Aber so was Tolles twittert der Generalsekretär natürlich wieder nicht.