Das Wetter: Nautische Notdurft:
Nachdem Käpt’n Dollase seinen Nachen aus seefestem Eternit waidgerecht gegen die Kaimauer gesetzt hatte, zog er den geteerten Federhut und entbot der wartenden Menge den traditionellen Seefahrtsgruß. „Bohei!“, schrie der faustdicke Mann also und fuchtelte mit den Schür- und Enterhaken, die er sich in Ermangelung landläufiger Extremitäten an den Rumpf hatte kalfatern lassen. Auch der Kopf war dem alten Freibeuter bei einem Gefecht mit einer spanischen Käsedublone weggeschossen worden und ruhte nun als Appetithappen im Schaufenster einer madrilenischen Metzgerei. Deswegen pflegte Käpt’n Dollase stets ein dressiertes Pulverfässchen auf dem Hals zu tragen, das ständig mit Rum befeuchtet werden musste und übelste Flüche absonderte. Insgesamt, so waren sich die Bewohner der kleinen Hafenstadt einig, konnten sie sich keinen abgeschmackteren Anblick als diese nautische Notdurft von einem Käpt’n vorstellen. Missgestimmt widerriefen sie sein Kapitänspatent und hängten es an den Rahen auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen