LESERINNENBRIEFE
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Es klingt, wie es immer klang

■ betr.: „Regierung will ‚Patriots‘ in die Türkei schicken“, u. a.,taz vom 20. 11. 12

Wieder einmal: „Deutschen Soldaten droht Einsatz.“ Es klingt auffällig so, wie es immer klang, wenn deutsche Soldaten in den Einsatz in die Welt ziehen mussten und doch so gar nicht wollten. Wenn deutsche Soldaten in Kriege zogen, dann war es immer so, dass Deutschland dazu regelrecht gezwungen war, nicht anders konnte, zurückschießen musste und eben Vaterland, Freiheit und Recht verteidigen musste. Von eherner Pflicht getragen sind wieder die militärischen Einätze, seit Deutschland in Jugoslawien natürlich gebeten wurde, sich zu beteiligen und nicht beiseite zu stehen. Musste Deutschland wirklich so sehr gebeten werden? Es sollte eigentlich genaustens gewusst werden, wie Kriege gemacht werden. Aber es gelingt immer wieder … ROLAND WINKLER, Aue

Weibliche Größen

■ betr.: „Alice, alte Puffmutter“, taz vom 16. 11. 12

Die Quotentaz, wie schön! Gut gemacht und recht informativ. Einwand jedoch: Wie oft wollt Ihr Euch eigentlich noch an Alice Schwarzer abrackern!? Das Strickmuster ist immer das Gleiche: Persönliche Eitelkeiten der Emma-Herausgeberin oder deren Medienpartnerschaften reichen aus, um gleich die ganze Person mit Häme zu überziehen. Rosa von Praunheim wird 70, und die Medien überbieten sich schon jetzt in Lobpreisungen. Alice wird siebzig, und die taz beziehungsweise Frau Burmester reißen blöde Witzchen über sie. Kein Wunder, dass Frauen im Gegensatz zu Männern selten Namen einfallen, wenn man sie nach „weiblichen Größen“ in der (Zeit-)Geschichte fragt. Na, ich warte mal Eure Berichterstattung zum 70. ab, ein bisschen Würdigung wird die taz schon noch hinkriegen.

CAROLINA BRAUCKMANN, Köln

„Zeilenkrieg“ hätte gepasst

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 16. 11. 12

Grazie taz und ProQuote! Well done. 2017, wenn ProQuote wieder übernimmt und auf 50 auflegt, wird die Zeit auch reifer sein für mehr Blick auf Konstruktionsweisen von Weiblichkeit und Männlichkeit und für ein Auf-Mischen zähen Zweigeschlechter-Denkens. Wer weiß, welche Quote dann 2022 dran ist? Zu spät allerdings für Diogenes (große Anzeige auf Seite 22): Die Chance, wenigstens eine seiner Autorinnen zu bewerben, ist leider vertan. Annalena McAfees „Zeilenkrieg“ hätte brillant gepasst. RUTH POHL-GRUND, Bielefeld

Frauenquote = Themenabend

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 16. 11. 12

Mannometer, von 40 Seiten taz 40 Seiten über das Thema Frauenquote, das ist dasselbe wie so ein dusseliger Themenabend auf Arte, bei dem man sich auch nur eine Sendung raussucht, die einen anspricht. Eine ganze Sonderausgabe ohne reguläre Nachrichten und Beiträge zu drucken, finde ich etwas öde. Ohne Frage, das Thema Frauenquote ist wichtig, gerade und besonders in Zeiten der Herdprämie, und man muss darüber auch immer wieder berichten, bis sich was geändert hat. Aber um die Welt zu verstehen, sind auch die anderen Artikel wichtig. GODELIND PROETZEL, Leonberg

Genug Stoff

■ betr.: „Hosen runter von den Chefsesseln …“, taz vom 16. 11. 12

Gratulation zu dieser Ausgabe: eine der besten Themenausgaben überhaupt. Ich habe die aktuelle Berichterstattung nicht vermisst. Der Comic ist toll. Und die Analysen und Erfahrungsberichte geben genug Stoff, um den Diskurs substanziell weiterzubringen.

CHRISTOPH DANELZIK-BRÜGGEMANN, Düsseldorf

Messerscharfe Analyse

■ betr.: „Der naive Kandidat“, taz vom 19. 11. 12

Eine großartige Analyse, messerscharf. Nur der Vermutung, dass das Defizit bei diesem Kandidaten lediglich Folge einer Naivität ist, mag ich nicht zustimmen. Ich sehe hier vielmehr jene Selbstüberschätzung, die unsensibel macht für Warnungen, äußere als auch innere. Da gibt es ja berühmte Vorbilder, zum Beispiel Priamos, der unbedacht das alte Troja aufs Spiel setzte. In neuerer Zeit denkt mancher an G. W. Bush; aber auch Angela Merkel konnte der Versuchung nicht widerstehen, mit antigriechischem Populismus auf Stimmenfang zu gehen. Die Geister, die sie rief, wird sie nun nicht los. Der Kommentar mahnt uns Wähler, hier den Blick auf umsichtige und sensible Kandidaten zu lenken. MANFRED SINGMANN, Bad Berleburg

Politiker hart bestrafen

■ betr.: „Strafe muss sein“, taz.de vom 20. 11. 12

Über eine Million Mal sind Leistungen von Langzeitarbeitslosen unterhalb des Existenzminimus im vergangenen Jahr von den Jobcentern und Arbeitsämtern gekürzt worden. Wie wäre es zur Abwechselung mal, wenn unsere Landes- und Bundespolitiker ebenso hart bestraft werden, wenn sie neben ihren, ebenfalls aus Steuergeldern bezahlten, Diäten ihre üppigen Nebeneinkünfte nicht öffentlich angeben? ALBERT ALTEN, Wernigerode