Portrait
:

Ernsthaft und frech: Preisträger Wolf Erlbruch Foto: Hammer Verlag

Der Mann mit dem Maulwurf

Ich bin überwältigt“, war Wolf Erlbruchs Reaktion, nachdem er am Dienstag von der Auszeichnung erfuhr, die „ich nie zu bekommen erwartet habe“: den diesjährigen Astrid Lindgren Memorial Award (ALMA).

Der 68-jährige Kinderbuchautor und Illustrator wird laut Begründung der schwedischen Jury geehrt als ein „Meister der Illustrationskunst, die in einer langen Tradition wurzelt und gleichzeitig neue kreative Fenster öffnet“. Es gelinge ihm, „existenzielle Fragen für Leser jeden Alters zugänglich und handhabbar“ zu machen: „Mit Humor und Wärme, die tief in humanistischen Idealen verwurzelt sind, präsentiert seine Arbeit das Universum im Kleinen.“

1948 wurde Erlbruch in Wuppertal geboren, studierte an der Folkwang Hochschule in Essen Zeichnung und arbeitete ab 1974 in der Werbebranche als Illus­trator. Zwischen 1990 und 2011 war er Professor für Illustration in Düsseldorf, Wuppertal und Essen. Mitte der 1980er begann Erlbruch, Kinderbücher erst zu illustrieren und später auch zu schreiben. Weltweite Erfolge waren „Der kleine Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hatte“ und „Ente, Tod und Tulpe“, in der er erzählt, wie eine Ente den Tod trifft. In den letzten Jahren illustrierte er vor allem Bücher anderer Verfasser wie die von Harry Rowohlt übersetzten „Der Bär, der nicht da war“ von Oren Lavie und „Die Katzen von Kopenhagen“ von James Joyce.

„Alle meine Bücher wenden sich an Eltern und Kinder“, sagte Erlbruch am Dienstag im schwedischen Rundfunk und empfahl als Einstieg in sein Werk das 1999 erschienene „Nachts“. Lindgren und Erlbruch hätten zwei Dinge gemeinsam, kommentierte Karin Mossed vom Schwedischen Kinderbuchinstitut: Ihre Frechheit und die nie ins Sentimentale abrutschende Ernsthaftigkeit.

Erlbruch wurde unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis und dem Illustrationspreis für Kinder- und Jugendbücher geehrt. Der in Erinnerung an Astrid Lind­gren von der schwedischen Regierung 2002 gestiftete ALMA, den Erlbruch am 29. Mai erhalten wird, ist mit umgerechnet rund 520.000 Euro Preissumme die weltweit höchstdotierte Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur. Reinhard Wolff