Aufsteiger könnte noch aufsteigen

3. HANDBALL-LIGA Der HSV Hamburg hat noch eine Minimalchance, wieder in der zweiten Liga zu spielen.
Unter dem neuen Trainer Torsten Jansen gelang schon man ein Schritt in die richtige Richtung

Ohne Understatement ging es natürlich nicht. Als Martin Schwalb vor knapp vier Monaten gefragt wurde, ob es für den HSV Hamburg denn etwas werden würde mit dem Durchmarsch von der vierten in die zweite Handball-Liga, beschwichtigte der 53 Jahre alte Vizepräsident flugs. Mit dem damaligen vierten Platz sei er sehr zufrieden, der zweite Aufstieg hintereinander bei Weitem kein Muss, und ein Rang unter den ersten sechs Teams in der Abschlusstabelle wäre ein Erfolg. Als Aufsteiger schon wieder vom Aufstieg zu sprechen, nein, das wäre doch etwas anmaßend.

Die Zurückhaltung war Teil der neuen Politik jenes Vereins, der dank der Millionen von Mäzen Andreas Rudolph Meister (2011), DHB-Pokalsieger (2006, 2010) und Champions-League-Gewinner (2013) wurde. Den Zeiten des Protzes folgte Anfang 2016 die Insolvenz des Bundesliga-Teams. Über die damals zweite Mannschaft sollte es zurück nach oben gehen. Der erste Aufstieg in die Dritte Liga gelang im vergangenen Sommer. Nun aber sieht alles danach aus, dass der Aufzug mit dem Ziel Sonnendeck noch etwas länger auf der schattigen, dritthöchsten Etage stehen bleiben wird.

Niederlagen gegen die Abstiegskandidaten MTV Braunschweig (24:28) und die SG Flensburg-Handewitt II (22:29) dürften dem HSV nahezu alle Chancen genommen haben. Die Klubführung unter dem Vorsitz von Marc Evermann reagierte und entband Trainer Jens Häusler von seinen Aufgaben.

„In der Mannschaft haben wir einen Vertrauensverlust gegenüber dem Trainer festgestellt und sahen uns, auch nach intensiven Gesprächen mit Jens Häusler, zum Handeln verpflichtet“, sagte Evermann. „Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen, insbesondere, weil wir Jens viel zu verdanken haben.“ Zum Nachfolger wurde ein Weltmeister ernannt: Torsten Jansen, bislang Co-Trainer und Coach der A-Jugend, soll mindestens für die restlichen fünf Partien der Saison das Team übernehmen.

Bei seinem ersten Einsatz an der Seitenlinie betrieb er sogleich Werbung in eigener Sache. Gegen den Spitzenreiter TSV Altenholz gelang vor 3.471 begeisterten Zuschauern ein 37:34. Die sportliche Situation ist für den HSV dennoch undankbar. Zwar hat Altenholz seinen Verzicht auf den Aufstieg verkündet, doch die Hamburger müssen Zweiter werden, wenn sie über die Relegation noch nach oben wollen. Auf besagtem Rang steht allerdings die HSG Nord HU mit 40:10 Punkten, der HSV hat 36:14 Zähler.

Damit es mit dem Aufstieg doch noch etwas werden kann, müsste die HSG in den letzten fünf Spielen noch mindestens fünf Zähler liegen lassen, da sie bei Punktgleichheit den direkten Vergleich gewänne. Der HSV müsste jede seiner fünf Partien gewinnen – eine Minimalchance.

Ein solch furioser Schlussspurt wurde Häusler angesichts der Patzer gegen Braunschweig und Flensburg-Handewitt II nicht zugetraut. Jansen bringt Kampfeswillen mit. Er habe, sagte der 40-Jährige, in seiner Karriere vieles erlebt, und man solle nie den Fehler machen, etwas zu früh abzuhaken. GÖR