Sterbehelfer im Visier

Justizministerium will erste deutsche Niederlassung des Schweizer „Dignitas“-Vereins „gut beobachten“

HANNOVER dpa ■ Nach der Gründung eines deutschen Ablegers der Schweizer „Dignitas“ in Hannover steht die umstrittene Sterbehilfe-Organisation im Visier des niedersächsischen Justizministeriums. „Wir werden den Verein mit Hilfe der Polizei gut beobachten“, sagte Ministeriumssprecherin Jutta Rosendahl. Die Gründung habe „große Sorge“ hervorgerufen. Die Organisation will nach eigenen Angaben beratend tätig sein. „Der Rat zum Selbstmord ist nicht strafbar, aber die Grenze zur aktiven Sterbehilfe darf nicht überschritten werden“, sagte Rosendahl. Auch die Verabreichung von tödlichen Mitteln sei in Deutschland nicht erlaubt.

Der hannoversche Palliativmediziner Christian Robold warnte vor einer Lockerung der Sterbehilfe-Gesetze. „Die legalen Möglichkeiten, die wir bei der Palliativmedizin haben, sind ausreichend.“ Robold begrüßte jedoch die Diskussion über das Thema. Vor allem die Frage der Lebensqualität Schwerstkranker müsse gestellt werden.

Der Verein ist bislang noch nicht in das Vereinsregister eingetragen. Sobald ein Antrag vorliege, werde die Prüfung aber nicht lange dauern, sagte Bruno Michaelis vom Amtsgericht Hannover. Begleitet von Protesten war der Verein am Montag in Hannover gegründet worden. Politiker, die evangelische Landesbischöfin Margot Käßmann und Verbände sprachen sich gegen aktive Sterbehilfe aus. Bislang haben 453 Menschen die Hilfe des Vereins in der Schweiz in Anspruch genommen, sagte der Generalsekretär und deutsche Vorsitzende Ludwig Minelli, 253 davon aus Deutschland.

meinung und diskussion SEITE 12