Trotz Sieg auf Talfahrt

EISHOCKEY Hamburg Freezers bleiben nach Siegen bei Augsburg Panther und Iserlohn Rooster Tabellenletzte

Der sportliche Absturz der Mannschaft ging mit einem rasanten Zuschauerschwund einher

Wie gut es sich im Mittelmaß leben lässt, wie angenehm die vergangenen Jahre waren, bekommen die Eishockey-Profis der Hamburg Freezers und ihr Trainer Paul Gardner in dieser Saison bitter zu spüren. Der großspurig angekündigte Aufbruch zur Tabellenspitze der Deutschen Eishockey Liga (DEL) geriet zum Komplettabsturz. Da hilft es nichts, dass die Freezers am Freitag überraschend mit 2 : 1 bei den Augsburg Panther siegten und sich am Sonntag vor nur 6.880 Zuschauern zuhause mit 3 : 2 gegen die Iserlohn Rooster durchsetzten. An der allgemeinen Tristesse ändert das nichts. Die Hamburger sind mit 21 Punkten weiterhin Tabellenletzter.

Der sportliche Absturz ging mit einem rasanten Zuschauerschwund einher. Nachdem das sportliche Mittelmaß in den vergangenen Jahren zu einem Rückgang beim Zuschauerschnitt von 12.055 (2002/03) auf 8.834 (2007/08) geführt hatte, waren es in dieser Saison bislang nur gut 7.600 Zuschauer pro Heimspiel. Da erscheinen jene Szenen, als sich die Anhänger während der Saison 2002/03 in Schlangen vor den Kassenhäuschen aufreihten, um noch Tickets für die Play-off-Spiele zu ergattern, fast unwirklich.

Zynisch gesehen, ist der Vereinsführung nicht der Mut abzusprechen, antizyklisch zu handeln. Obwohl die Fans eher einen Treuebonus verdient gehabt hätten, wurden im November die Preise für die Eintrittskarten relativ um bis zu 26 Prozent erhöht. Der mittlerweile beurlaubte Geschäftsführer Boris Capla hatte die Kartenpreise für September und Oktober gesenkt, um dann mehr Fans anzulocken. Nun gelten wieder die regulären Preise. „Mir ist klar, dass dies in dieser Situation kommunikativ unmöglich ist. Aber wir haben keine finanzierbare Lösung gefunden, dies noch zu ändern“, sagte Moritz Hillebrand, der Generalbevollmächtigte der Anschutz Entertainment Group (AEG), die Besitzer der Hamburg Freezers ist.

Hillebrand ist noch immer auf der Suche nach einem Nachfolger für Ex-Geschäftsführer Capla. Ein Kenner des deutschen Eishockeys, der ehemalige Nationaltrainer Greg Poss, hat sich unlängst öffentlich um einen Posten bei den Freezers beworben – sei es als Geschäftsführer oder als Trainer. Ihm wäre es durchaus zuzutrauen, dass er die Freezers ins Mittelmaß zurückführt.CHRISTIAN GÖRTZEN