LeserInnenbriefe
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Lärmet zu Gott!

betr.: „Ruf zum Gebet: einfach ein bisschen leiser“, taz vom 27. 3. 17

Vermutlich sind inzwischen Muslime, Juden, Christen und alle sonstigen Gläubigen mit Mobiltelefonen so reichlich ausgestattet, dass öffentliches „Gerufe“ vollkommen überflüssig ist. Genauso überflüssig ist der Lärmsmog der „christlichen Kirchenglocken“. Wenn Religion (laut Gesetz) Privatsache ist, dann heißt das doch wohl auch, dass andere durch Religionen aller Art nicht gestört werden dürfen. Leider gibt es in meiner unmittelbaren Umgebung zwei christliche „Glöckner von Bochum“, die nacheinander ab sieben Uhr morgens einen fünfminütigen Lärm mit mehreren Glocken veranstalten, der einen aus dem Bett fallen lässt – vielleicht beabsichtigt. Wenn von „so schön klingenden Glocken“ die Rede ist, kann das nur von Leuten kommen, die weit entfernt von der Lärmursache leben. Autobahnen bekommen wenigstens einen Lärmschutz! JOHANNES HASCKE, Bochum

Überschätzte Gangster-Autos

betr.: „Die Tesla-Gangster sind ganz weit vorn“, taz vom 24. 3. 17

Der Tesla als „Ego-Booster“ ist weitab von „klimaneutral“. Er braucht für Fahrt und Beschleunigung exakt die gleiche Menge an Energie wie konventionelle Autos; vielleicht sogar ein bisschen mehr, weil er etwas schwerer ist. Diese Energie ist eine andere als üblich; die Form der Energiefreisetzung ist am Ort abgasfrei, bis zur echten „Klimaneutralität“ wird es aber noch einige Zeit dauern. Das beschriebene Anfahren wird wohl weniger Lärm verursachen, als bei vergleichbaren Vorgängen zu erwarten wäre – lautlos ist es sicherlich nicht. Und sind die gefühlten drei Sekunden für die 700 Meter bis zu den Yorckbrücken wirklich unser automobiles Ziel?

Möglicherweise wird der entscheidende Schritt, der Einbau der besten derzeit verfügbaren Elektroenergiespeicher in Fahrzeuge hoher und höchster Preisklasse mit sehr überschaubarer Stückzahl, in seiner nachhaltigen Wirkung überschätzt.

ERWIN BOSAK, Schorndorf

Unterschätztes Erdgas

betr.: „ADAC: Autos zu dreckig für Empfehlung“, taz vom 22. 3. 17

In der aktuellen Diskussion um Schadstoffausstoß von Kraftfahrzeugen und (Auto-)Mobilität der Zukunft geht es leider viel zu oft nur um drei Antriebskonzepte: den Benziner, den Diesel und Elektrofahrzeuge.

Es gibt aber schon seit Jahren eine vierte Technologie, die einerseits zwar ein Verbrennungsmotorenkonzept verfolgt, andererseits aber die Probleme von Stickoxid- und (insbesondere) Feinstaubausstoß deutlich reduzieren kann: den Erdgasantrieb.

Erdgasfahrzeuge fristen ein Nischendasein. Und das, obwohl sie sich in der Ökobilanz durchaus mit Elektrofahrzeugen messen können, wenn nicht gar besser sind – zumindest solange Atom- und Kohlestrom noch nennenswerte Anteile am Strommix haben. Leider wird dieser Technologie sowohl von Verbrauchern, als auch von den Medien nicht der Stellenwert eingeräumt, den sie verdient hätte. Als Übergangstechnologie, die Arbeitsplätze schützt (weil weitestgehend dieselben Komponenten wie bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen) und gleichzeitig Schadstoffe drastisch reduziert, hätten Erdgasfahrzeuge aber mehr Aufmerksamkeit verdient – vielleicht in einem taz-Spezial? MICHAEL JAROSCH, Ingersheim

Kaffeefahrt mit Zeitung

betr.: „Freie Fahrt für befreite Bürger“, taz vom 17. 3. 17

Man liest in diesen Tagen häufig über die Vorzüge von selbstfahrenden Autos. Was aber, wie auch in diesem Artikel, fast immer fehlt, ist ein Gedanke, der mir neulich kam, als ich las, dass man in selbstfahrenden Autos entspannt die Beine übereinander schlagen, den morgendlichen Kaffee trinken und Zeitung lesen kann. All das, was ich als Pendler so an Bahnfahrten schätze.

Die Frage, die sich mir seitdem stellt: Was geschieht mit dem Fern- und Regionalverkehr der Bahn? Werden diese Angebote durch selbstfahrende Autos nicht überflüssig? Wer fährt noch mit der Bahn, wenn dieser eine Vorteil der stressfreien und nutzbaren Zeit während des Reisens wegfällt? Die Kosten für unregelmäßige Fernreisen sind schon jetzt höher als Fahrten mit dem Auto, spätestens wenn man nicht allein reist. Auch Pendler dürften sich die Frage stellen, ob sie erst mit dem Rad zum Bahnhof und dann mit dem Regional-Express fahren oder lieber allein im geteilten, selbstfahrenden Auto? Dank einer Monatskarte ist die Bahnfahrt heute noch günstiger, aber die Autobahnen werden mit selbstfahrenden Autos sicher nicht leerer – sondern eher voller!? STEFFEN VARWIG, Dortmund

Autoritäre Sparseele

betr.: „Die SPD will mehrheitlich Rot-Rot-Grün“, taz vom 23. 3. 17

Es sei juristisch autoritär, wie Finanzminister Schäuble mit Griechenland umginge . . . Das trifft fürwahr zu. Auch: „Kein ernst zu nehmender Ökonom“ verstünde diese schwäbische Dickköpfigkeit seiner Griechenland-Politik. Und wenn Deutschland für Griechenland bürgt, sei das unökonomisch, da es mit Zwang zu tun habe. Wir wissen doch, dass die Mitgliedschaft Griechenlands in der EU gefingert wurde. Nun aber ist es so, wie es ist. Griechenland kann in seiner Lage nicht sparen. Das muss auch die schwäbische Sparseele Schäuble begreifen. Und noch eine Bemerkung: Schade, sehr schade, dass Gesine Schwan dermaleinst nicht zur Bundespräsidentin gewählt wurde!

PETER FINCKH, Ulm