Hertha spielt in Köpenick

Wilde Gerüchte über Hertha sind im Umlauf. Ich mische mit

VON SARAH SCHMIDT

Man soll versuchen, in jeder schlimmen Situation etwas Gutes zu finden. So fordern es zumindest die Weisen und Wirren aus der Abteilung Sinnlosigkeiten. Ich aber, dankbar für jeden Tipp, wende diesen Kalenderspruch sogleich auf Hertha BSC an. Und schon stehe ich vor einer großen Herausforderung. Was an der seit Monaten andauernden Krise des Vereins ist gut, gar positiv?

Ich muss lange suchen, bis ich etwas finde. Es sind die Gerüchte, die im Umlauf sind. Je schlechter es Hertha geht, desto wilder die Gerüchte (Preetz: „Wir werden da noch Punkte holen, wo es keiner für möglich hält.“).

Welcher neue Spieler kommt in der Winterpause, um das Ruder nochmals herumzureißen? Roy Makaay, das Phantom, war zum Beispiel im Gespräch. Mal davon abgesehen, dass der auch nicht mehr der Jüngste ist: Was sollte Roy bitteschön dazu bewegen, nach Berlin zu kommen? Geld kann es bei Hertha ja schon mal nicht sein, Ruhm auch nicht, Ehre fällt ebenfalls weg.

Ach, mir fällt kein einziger Grund ein. Schnell wurde Roy auch abgelöst von Gekas. Preetz hat bereits ein erstes Gebot für den Leverkusener abgegeben, trotzdem schwebt weiter eine absolute Hammeridee im Strafraum: Pantelic muss wieder her! Unser Pante! Ich finde die Vorstellung, wie er zum ersten Mal wieder im Stadion aufläuft, Huldigungen entgegennimmt und sich in theatralischer Geste als Zeichen seiner Liebe zu Berlin ans Herz greift, zu verführerisch. Aber geht das überhaupt? Wird Hertha nicht endgültig zur Lachnummer der Liga?

Andererseits hat der Verein nur noch wenig zu verlieren. Außer vielleicht seinen Präsidenten. Denn der wird am 30. November abgewählt. Und außer ihm auch noch das gesamte Präsidium. Oder eben auch nicht, so genau mag sich die Kellerküche der Gerüchte da nicht festlegen. Es fehlt nicht zuletzt ein brauchbarer Gegenkandidat zu Gegenbauer. Turbulent und interessant wird diese Mitgliederversammlung aber sicher.

Bis dahin bleibt mir eigentlich nur noch, selbst ein Gerücht zu streuen. Falls Hertha tatsächlich absteigt und Union aufsteigt, tauschen die beiden Vereine nicht nur die Ligen, sondern auch die Stadien. Hertha in der nächsten Saison also in der Alten Försterei. Hingehen!

■ „Die Welt im Dreierpack“: Sarah Schmidt, Jens Kirschneck und Sacha Brohm lesen am Dienstag, 20.30 Uhr, im „Monarch“, Skalitzer Straße