SOUNDTRACK

Heraus hat es die Great Lake Swimmers um Sänger und Songschreiber Tony Dekker nicht nur metaphorisch immer schon getrieben. Dorthin, wo eine Bergkette zum Rückgrat der Geliebten wird, Flüsse Canyons in die Landschaft schneiden wie das Verlangen Herzen auseinanderreißt. All ihre bisherigen Alben haben die kanadischen Folkrocker an ungewöhnlichen Orten abseits von Toronto aufgenommen: in einer alten Kirche, in einem stillgelegten Getreidesilo, in einem Schloss auf den Thousand Isles, unter freiem Himmel. Nun sind die zum Quintett angewachsenen Folknaturalisten für ihr fünftes Album „New Wild Everywhere“ zum ersten Mal tatsächlich in ein Studio gegangen. Ganz auf Klangraumausflüge verzichten konnte Dekker aber auch diesmal nicht: In einer verlassenen U-Bahn-Station in Toronto ist zumindest die Singleauskopplung „The Great Exhale“ entstanden. Und noch eine Neuerung ist zu verzeichnen: In „Ballad of a Fisherman’s Wife“ wird Dekker sogar politisch und erzählt von einer Familie, die ihre Lebensgrundlage durch die Ölpest im Golf von Mexiko verloren hat. Ansonsten setzt man auf Altbewährtes: ruhige, melancholische, im Folk der 60er und 70er vor sich hin dümpelnde Americana-Songs, die sich ohne Ecken und Kanten ins Ohr schmeicheln und mitunter bedrohlich nah an die Kitschgrenze wagen. Wer den frühen Neil Young liebt, dem wird hier warm ums herbstliche Herz. Do, 22. 11., 20.30 Uhr, Molotow, Spielbudenplatz 5

Nicht nur, dass sie meist mitten im Publikum spielen, erinnert an das nordamerikanische Noiserock- und New-Prog-Duo Lightning Bolt: Dass man zu zweit mit nur einer Gitarre und einem Schlagzeug mehr unmittelbare Energie entfesseln kann als andere zu fünft, hat Tamar Aphek letztes Jahr schon mit ihrem Duo Carusella gemeinsam mit Schagzeuger Guy Schechter eindrucksvoll bewiesen. Nun ist die Israelin mit ihrem neuen Duo Shoshana mit Schlagzeuger Yonatan Harpak von den Pop-Punks Useless ID im Hafenklang zu Gast. Melodischer, grooviger und verspielter klingt das Ergebnis der Zusammenarbeit, auf fulminanten Stoner-Krach darf man sich aber auch hier freuen. Do, 22. 11., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Es sind nur die düsteren, klaustrophobischen und eiskalten Schattenseiten des Lebens, die Luis Vasquez aus seiner Postpunk- und No-Wave-Sammlung extrahiert, um ihnen mit seinem vor kurzem zur Band avancierten Projekt The Soft Moon (Foto) ein furios zischend-rumpelndes Monument zu errichten. Unlängst ist das zweite Album „Zeros“ erschienen. Und der Name ist Programm: Reduktion auf präzise pluckernde Bässe, repetitive Gitarrenlicks, stoisch voranmarschierendes Schlagzeug, zwitschernde Synthies und hingehauchte Unverständlichkeiten. Joy Division und Cures „Pornography“ lassen grüßen. Do, 22. 11., 22 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84MATT