Marvin Gaye von der Insel

LATIN-POP Alex Cuba rollt das Musikbusiness von der kanadischen Provinz aus auf. Ein Latin-Grammy als bester neuer Künstler war vor zwei Jahren der erste Lohn für den Kubaner. Auch auf dem neuen Album „Ruido en el Sistema“, das er morgen in Hannover vorstellt, finden sich alle Zutaten für den nächsten Erfolg

Ein Selfmademan ist Alexis Puentes alias Alex Cuba. Der 38-Jährige betreibt seit sieben Jahren sein eigenes Label Caracol Records, arbeitet meist im eigenen Studio. Doch wenn es darum geht, Bläser und Perkussion einzuspielen, dann reist der Wahlkanadier wieder in die alte Heimat – nach Kuba. „Das ist immer der letzte Schritt, denn diesen typischen Sound finde ich nur dort“, erklärt Cuba, der seit knapp zehn Jahren in Smithers im kanadischen British Colombia lebt, aber ursprünglich aus der kubanischen Provinzhauptstadt Artemisa stammt.

Grund genug, ab und zu bei Vater Valentín Puentes vorbeizuschauen, einem Gitarristen und Musiklehrer, und sich von seiner Mutter den gepflegten Afrolook richten zu lassen, erklärt der zweifache Juno Awards-Gewinner lachend. Alex Cuba steht auf den Retrolook, liebt ausufernde Koteletten, große Sonnenbrillen, aber auch Marvin Gaye, Bill Whithers, und die Temptations.

Das kann man hören. Auch auf „Ruido en el Sistema“, Krach im System, seinem aktuellen Album. Da spielt er mit seinen Vorlieben für guten Funk, zuckersüße Pop-Melodien, glasklare Bläser und coole kubanische Percussion. „Eres tu“ heißt sein aktueller Hit, der ihm den Weg zum nächsten Grammy ebnen könnte. 2010 wurde Puentes bereits als „Best New Artist“ mit einem Latin-Grammy ausgezeichnet, ein Jahr später war auch sein Album „Alex Cuba“ für einen Grammy nominiert. Und auf „Eres Tu“ finden sich all die Zutaten für Alex Cubas Erfolg wieder: seine Soul-Hooks, die rockigen Gitarren-Riffs und nicht zuletzt die markanten Bassläufe.

Die schreibt Alex Puentes, der als Bassist in der Jazz-Kapelle Temperamento von Roberto Fonseca seine ersten musikalischen Gehversuche außerhalb der Insel machte, bevor ihn 1999 die Liebe nach Kanada führte, immer noch selbst. Doch beim Komponieren ist er längst umgestiegen, arbeitet an der Gitarre, perfektioniert seinen Latin-Pop-Stil und schreibt auch für die Großen der Zunft wie Nelly Furtado.

Die ist auf „Ruido en el Sistem“ mit ihm im Duett bei „Nadie como Tu“ zu hören – ein Dankeschön für die Kooperation für ihr Album „Mi Plan“. Unterstützung benötigt der kanadisch-kubanische Beau aber vor allem live kaum mehr. Aus dem schüchternen Bassisten von einst ist längst ein charmanter Entertainer geworden. Dessen warme Stimme wird von den Kritikern in den USA schon mit Marvin Gaye verglichen – ein Vergleich der dem fröhlichen Kubaner dann doch etwas zu weit geht.  KNUT HENKEL

■ Hannover: Fr, 23. 11., 20.30 Uhr, Jazzclub