LESERINNENBRIEFE
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die tageszeitung | Rudi-Dutschke-Str. 23 | 10969 Berlin | briefe@taz.de | www.taz.de/zeitungDie Redaktion behält sich Abdruck und Kürzen von LeserInnenbriefen vor. Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der taz wieder.

Mit Vollschub überflogen

betr.: „Tegel könnte bleiben“, taz vom 21. 3. 17

In der Debatte über die Schließung des Flughafens Tegel kommt der Lärmschutz viel zu kurz! Die Darstellung der Deutschen Flugsicherung von den Abflügen in östlicher Richtung belegt, dass die Mehrzahl der Maschinen nach dem Start in westliche Richtung einschwenken und in 2.000 bis 3.000 Meter Höhe den gesamten Innenstadtbereich mit Vollschub überfliegen.

Im Spätsommer 2016 hatten wir mit wenigen Pausen wochenlang die Situation, dass morgens ab 6 Uhr die Maschinen über uns hinweg dröhnten.

Wir leben in Moabit, 4,5 Kilometer Luftlinie zum Flughafen Tegel. Obwohl wir in unmittelbarer Nähe (100 Meter) zu zwei Hauptverkehrsstraßen wohnen, ist auch bei Westwind der Lärm durch startende Flugzeuge deutlich stärker wahrnehmbar als alle anderen Verkehrsgeräusche.

Egal in welche Richtung die Maschinen abfliegen, sind über eine Million Menschen in der Berliner Innenstadt – und natürlich besonders die Spandauer, Reinickendorfer, Weddinger und Pankower – zusätzlichem Lärm ausgesetzt, der vermieden werden könnte, wenn Tegel schließt. Vermitteln kürzere Wege zum Flughafen oder ein nostalgisches Gefühl nach altem Westberlin mehr Lebensqualität oder weniger Lärm?

Insofern sehe ich – falls es überhaupt dazu kommt – der Volksabstimmung ganz gelassen entgegen. Viele Betroffene werden an der richtigen Stelle ihr Kreuz machen.

ROLF WIETZER, Berlin-Moabit

Gemeißelte Gewandfalten

betr.: „Schiller taugt im Schloss nicht zum Kompromiss“, taz vom 15. 3. 17

Die beispiellose Zweckentfremdung von Steuergeldern für eine nachgemachte Schlossfassade inklusive Figürchen mit dilettantisch gemeißelten Gewandfalten ist ein Skandal – auch weil deutlich wird, dass es dabei weit weniger um das Werk von Andreas Schlüter geht, als immer behauptet wurde: Für die von ihm entworfenen Teile würde das gespendete Geld nämlich wohl gerade so reichen. Nein – der Kasten muss unbedingt so hingestellt werden, wie er aussah, als Kaiser Wilhelm drin wohnte.

Dafür ist anscheinend jedes Mittel recht: „Anonymer Großspender rettet Schlosskuppel.“ So und so ähnlich titelten einige Berliner Zeitungen – ganz so, als ginge es um die dringend notwendige Sanierung eines Baudenkmals. (Aber für so etwas ist leider vielerorts nicht genug Geld da.)

Über die gerade beschlossene „Vorfinanzierung“ berichtete kurz vor Baubeginn in ihrem Lokalteil die Berliner Zeitung. Ein CDU- Abgeordneter wurde mit den Worten zitiert, man wolle „die ganz große Diskussion“ darüber „vermeiden“.

Das ist auch gründlich gelungen: Keine Zeitung wollte auch nur einen Leserbrief zu diesem Thema veröffentlichen.

Falls jetzt, da schon vollendete Tatsachen geschaffen worden sind, wieder diskutiert werden darf, möchte ich ergebenst nachfolgenden Vorschlag zur Güte unterbreiten: Es können doch die einzelnen Architekturelemente und Figürchen in ganz unterschiedlichen und doch harmonierenden, fröhlich leuchtenden Farben gefasst werden. Dies würde sehr gut den weltoffenen Charakter des Humboldt’schen Forums zeigen.

GEORG BAMBERG, Berlin

Verteilung der Luftverkehrsströme

betr.: „Tegel könnte bleiben“, taz vom 21. 3. 17

Ich freue mich über den Erfolg des Volksbegehrens für die Offenhaltung des Flughafens Tegel. Auch wenn dieses Ergebnis bei der jetzigen Berliner Senatskoalition auf taube Ohren stoßen wird, so muss sie wohl oder übel erkennen, dass ihre einseitige Orientierung und Zielführung auf einen riesigen Airport Schönefeld, der ohnehin nie fertig wird, vollends gescheitert ist!

Die merkwürdigen Rechtsvorbehalte, die immer und immer wieder von Politikern gegen eine Offenhaltung von Tegel angeführt werden, sind ohnehin längst überholt und veraltet und müssen endlich neu überdacht werden. Außerdem hat jede große europäische Metropole mehr als einen Flughafen und verteilt ihre Verkehrsströme in der Luft viel sinnvoller, als das Berliner Politiker vorhaben.

Und schließlich würde eine vernünftige Aufteilung der Flugbewegungen zwischen Schönefeld und Tegel auch die Lärmbelästigungen für alle erträglicher aufteilen, oder soll der Süden Berlins damit einseitig belastet werden?

Nun ist es an der Zeit, dass der Berliner Senat unter Herrn Müller endlich Farbe bekennt und vor allen Dingen die Meinungen und Interessen der Berliner Bürger nicht ignoriert!

THOMAS HENSCHKE, Berlin-Reinickendorf