LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Weibliche Attentäter

betr.: „Emanzipation mit Bombe“, taz vom 21. 3. 17

Weibliche Selbstmordattentäterin, hm. Schlimme Geschichte. Und dann: Wozu eigentlich das Adjektiv – möchte der Autor die Frauen abgrenzen von unweiblichen oder gar männlichen Attentäterinnen?! Gemeint war sicher „weibliche Attentäter“ (beziehungsweise hier Sternchen-Plural oder Ähnliches) oder schlicht und einfach „Attentäterinnen“.

Die weibliche Pluralform bringt’s doch! Und der entsprechende Singular auch. GISELA GRAF, Magdeburg

Streichung des Paragrafen 218

betr.: „Die ungewollte Patientin“, „Umkämpftes Terrain“ (LeserInnenzentrum), taz vom 6. und 18./19. 3. 17

Frauen haben als Reaktion auf den Artikel „Die ungewollte Patientin“ von Eiken Bruhn eindrucksvoll über ihre Erfahrungen mit einem Schwangerschaftsabbruch berichtet – ohne es zu wagen, ihren Namen zu nennen. In einem der Briefe bedauert die Schreiberin, dass das Thema „weder in linkspolitischen Kreisen noch in der Öffentlichkeit thematisiert wird“.

Ich möchte darauf hinweisen, dass wir in Berlin mit unserem Bündnis für sexuelle Selbstbestimmung seit einigen Jahren unter anderem das Thema Schwangerschaftsabbruch und die damit verbundenen Hürdenläufe und Demütigungen auf die Tagesordnung setzen.

Das Bündnis fordert den uneingeschränkten Zugang zu einem legalen Schwangerschaftsabbruch und die Streichung des Paragrafen 218 aus dem Strafgesetzbuch.

Es ist entstanden als Reaktion auf den jährlich am 3. Samstag im September vor dem Bundeskanzleramt in Berlin stattfindenden Aufmarsch sogenannter Lebensschützer, Menschen, die einem rückständigen Weltbild anhängen, sich vehement gegen die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen über ihren Körper und damit für das Verbot des Schwangerschaftsabbruchs aussprechen.

Das Bündnis wird von 34 Organisationen und Einzelpersonen unterstützt. Im September werden wir, wie in den letzten Jahren, wieder eine Gegendemonstration unter dem Motto „Mein Körper – Meine Verantwortung – Meine Entscheidung“ veranstalten. Mehr Informationen zu dem Bündnis unter: www.sexuelle-selbstbestimmung.de. KARIN BERGDOLL, Berlin

Das macht mal wieder fassungslos

betr.: „Die ungewollte Patientin“, taz vom 6. 3. 17

Mir ist wieder einmal bewusst geworden, wie eingeschränkt wir immer noch über unseren Körper und unser Leben bestimmen können und es macht mich wieder einmal fassungslos. Ich frage mich auch wieder einmal, wie einige Männer ernsthaft glauben, sie dürftem zu diesem Thema ihr Maul aufreißen.

Ich war in der sehr glücklichen Lage, sehr gute und wertschätzende Erfahrungen sowohl bei der Beratung als auch beim Abbruch selbst gemacht zu haben, ich konnte sogar zu Fuß zum Termin bei Pro Familia gehen!

Diese Erfahrungen und eine gute und gut erreichbare Klinik wünsche ich allen Frauen und fordere ich für alle Frauen.

Ein Abbruch ist schon schwer und unangenehm genug, da muss frau nicht auch noch eine Weltreise auf sich nehmen oder sich schlecht behandeln lassen. Name ist der Redaktion bekannt

Zuständigkeitsgestörte Bürokraten

betr.: „Auf dem Pulverfass“, taz vom 21. 3. 17

In Gesetze gegossene Willkür, mit der zuständigkeitsgestörte Bürokraten der Münchener Kreisverwaltung, Politiker des Freistaates Bayern und Juristen eine sogenannte Zustandsstörerin verhöhnen und diese für die Beseitigung von 10 Tonnen Weltkriegsmunition verantwortlich machen!?

Eine derartige verräterische, menschen- und demokratieverachtende Handhabung ist nicht zu fassen. Die Frau, die nun für den Schaden aufzukommen hat, war zu dem Zeitpunkt, als diese 10 Tonnen Waffen, Munition und Phosphor in den Boden gekippt wurden, ein Kleinkind von circa 2 Jahren!

Die Bayerische Landessiedlung verpachtete und verkaufte danach in den 1960er Jahren das Grundstück – alle rieben sich die Hände und wuschen diese (vermutlich) in Unschuld, die Justiz findet für alles ein Wort: „Zustandsstörer“ – wer so etwas (ahnungslos) in seinem Garten liegen hat, stört die „braven“ Zustände. Eine derartige Willkür stört und zerstört eher Zustände einer halbwegs funktionierenden Gesellschaft. Wäre ein Großinvestor betroffen, sähe die Sache wohl anders aus?

INGRITT SACHSE, Bonn

Das is awwer è feiner Riesling

betr.: „Supersüffelsaftsüchtig“, taz-Wahrheit vom 22. 3. 17

Mit großem persönlichen Interesse habe ich als Rhabarberweinerzeuger den Bericht zur Rhabarberschorle gelesen!

Als ich im Jahr 1994 Besuch von meiner Schwiegermutter, Naheweinkönigin Elke I., bekam, bot ich ihr ein Gläschen meines selbstgemachten Gemüseweines auf Grundlage von Rhabarber aus dem heimischen Garten zum Blindverkosten und Bewerten an. Sie betrachtete den goldgelben vergorenen Saft, roch mit einem tiefen Atemzug an der Flüssigkeit, nippte genüsslich am Weinglas und kommentierte mit den Worten: „Ui Timo, das is awwer è feiner Riesling.“

Diese Bewertung einer für ihren Rieslinganbau und Rieslingausbau bekannten Winzerin ging mir runter wie Öl! TIMO KAUFMANN, Bad Sobernheim