KUNST

KunstNoemi Molitorschaut sich in Berlins Galerien um

Joey the Mechanical Boy is back! Letztes Jahr im Februar teilte sich Mark Leckeys Strichfigur im Erinnerungsfilm „Dream English Kid 1964–1999 AD“ noch die Bildfläche mit Natriumdampflampen und anderen Spezialeffekttechnologien der improvisierten Art. In der aktuellen Gruppenausstellung in der Galerie Buchholz zeigt Leckey seinen Joey-Cartoon als eigenständigen 16-mm-Film in einer 3-Minuten-Schleife. Als krakelige Zeichnung in wackeliger Bildfolge animiert liegt Joey im Bett, eingeschlossen in einen Kreislauf aus Nährmittelzufuhr und Ausscheidung. Die Anspielungen auf den Jungen, der Ende der 1950er die Kinderpsychologie beschäftigte, weil es ihm weniger furchteinflößend erschien, eine Maschine zu sein als ein Mensch. Vielleicht ist es ihm ja tatsächlich gelungen, zu dem unbemannten Kehrfahrzeug zu werden, das hier die Straßen auf und ab schottert. Dazu lässt der Projektor ratternd die Bänder laufen – auf „Projektorisch“ ruft er bestimmt „Joey mit den Rädern, du bist unser Freund!“. Gänzlich auf der digitalen Seite des Spektrums verläuft Trisha Donnellys Video-Loop „Untitled“ von 2014. Ein herangezoomtes Chrombecken strahlt silbern von der vertikal ausgerichteten Projektionsfläche. Hinter dem rechteckigen, industriell erscheinenden Objekt lässt sich eine Spüle vermuten, vor allem wenn sie beginnt an der oberen Bildkante langsam „in sich hinein“ zu morphen und eine Art Abfluss zu generieren. Let it all out (bis 15. 4., Di.–Sa., 11–18 Uhr, Fasanenstr. 30).

Zwei Häuser weiter konferieren in der Gruppenausstellung „No Image“ in der A 3 Art Agency Quadrate in verschiedener Ausführung miteinander. Und das ebenfalls in Silber, nämlich auf Isa Genzkens „Soziale Fassade“ von 2002. Die in unzählige kleine Quadrate aufgeteilte Spiegelfolie lässt die Betrachter_innen als Pixelraster erscheinen. Die geometrische Konstellation „M“ (2007) von Karsten Konrad aus Formica erinnert an in Dreiecke zerhackte Quadrate aus Geschicklichkeitsspielen, die wieder in ihre Ursprungsform zusammengesetzt werden müssen. Wieder andere Quadrate sind in Rot eingefasst. Gianni Colombos kinetisches Mobile „Strutturazione acentrica“ von 1962 gibt in der Drehbewegung rechteckige Zwischenräume frei, harmonische Tunnel, die den Luftraum je nach Winkel offenbaren und wieder verschließen. Colombos Apparatur „Strutturazione Pulsante“ (1959) könnte auch ein Rettungsanker für Joey sein. Schaumstoffquadrate in einer Holzbox setzten sich durch das Bedienen einer mechanischem Kurbel in Bewegung und strecken sich dem Betätiger entgegen (bis 7. 4., Mo.–Fr., 10–18 Uhr, Fasanenstr. 28).