sucht nach den schönsten Spielsachen

SYLVIA PRAHL

Mach schnell die Tür zu, da kommt sonst der Wolf und dann frisst der dich und dann wirst du sauer.“ Es kann durchaus sein, dass die 23. Berliner Märchentage bleibende Spuren bei meiner Tochter hinterlassen werden. Vielleicht muss die Sache mit dem Wolf wieder mehr in Richtung Realität gelenkt werden. Wir versuchen es einfach mal beim Themensonntag „Wolf und Co.“ an der Bucher Waldschule. Von 14 bis 17 Uhr informieren wir uns über den Stammvater unseres Haushundes, der fast unbemerkt und nicht zu jedermanns Freude in unsere Wälder zurückgekehrt ist, hören Geschichten, basteln und spielen im Zeichen des Wolfes (Eintritt frei, www.inu-berlin.de).

Wald ja, Wolf nein? Dann empfiehlt sich die – lampenlose – Nachtwanderung „Mit Rumpelstilzchen durch den Grunewald“ (ab 6 Jahre, Familie 5 Euro, Anmeldung erbeten: 813 34 42). Am Freitag startet der zweistündige Rundgang um 17 Uhr durch den immer dunkler werdenden Wald an der Waldschule Grunewald. In der Dunkelheit wird manch harmloses Astgeknack mit ganz anderer Bedeutung aufgeladen. Rumpelstilzchen jedenfalls hat das Feuer zum Herumtanzen schon vorbereitet, irgendwo, tief im Gehölz.

Ob böser Wolf oder Rumpelstilz – beide sind selbstverständlich in der Märchenzusammenstellung der „100 schönsten Märchen der Brüder Grimm“ des Urachhaus-Verlags enthalten, die eigens zum Grimm-Jahr erschienen ist. Sie folgt der siebten Auflage der Kinder- und Hausmärchen von 1857. Neben den „berühmten“ Geschichten wie „Schneewittchen“ oder „Das tapfere Schneiderlein“ finden sich zahlreiche unbekanntere Märchen. So ist „Das singenden und springende Löweneckerchen“ ein Plädoyer für Treue und Vertrauen in das Gute im Menschen. Über die Moral von der Geschicht mit dem ansprechenden Titel: „Von dem Mäuschen, Vögelchen und der Bratwurst“ ließe sich prächtig streiten: Sollen wir uns immer in unser Schicksal fügen, da sonst Verderben droht, oder sollen wir wertschätzen, was wir haben, und nicht einfach blind nach Veränderungen streben? Daniela Drescher hat das schön aufgemachte Buch mit Schattenrissen, Vignetten und Aquarellen versehen, die einem klassischen Illustrationsstil verpflichtet sind. Die Königstöchter sind schön, in perlenbesetzten Roben und verspielten Locken in Szene gesetzt, während Hexen warzige Hakennasen haben. Drescher vermittelt eine magisch entrückte Märchenwelt und lässt dadurch die grausame Komponente der Märchen außen vor. Eine Ausgabe für zartbesaitete Gemüter (www.urachhaus.de, 25 Euro).

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