: POLITIK
PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
Am Donnerstag wird im FAU-Lokal (Grüntaler Straße 24, 19 Uhr) über die „Aktuelle Situation linker Bewegungen in Russland – Perspektiven und Grenzen“ informiert. Das ist auch bitter nötig, denn angesichts der Spinnereien von Trump und Erdoğan verliert man Russland ein wenig aus dem Blick – und einige sogenannte Linke sind sogar der Meinung, im Oligarchen-Zaren Wladimir Putin einen linken Verbündeten sehen zu müssen, der Weltfrieden und Mindestlohn für alle bringt. Wie sich jedoch linke Organisationen dort tatsächlich fühlen, wo andere Meinungen, Homosexualität oder sexuelle Selbstbestimmung verpönt sind, werden libertäre gewerkschaftliche und linksradikale Aktivist*innen nun also live berichten. Eine gute Lehrstunde auch für Putinversteher*innen.
Am Samstag wird am U-Bahnhof Rudow eine große Antifa-Demonstration starten. Wie bekannt, haben sich in den letzten Monaten die Rechtsradikalen aus Rudow massiv radikalisiert. Sie griffen Gebäude und Autos all derer an, die sie für links halten oder die etwas mehr Courage zeigen als andere, wegsehende Zeitgenoss*innen. Um denen, die sich also widerständig zeigen, zu bedeuten, dass sie nicht allein sind und dass Rudow nicht etwa einfach zu einer „national befreiten Zone“ werden kann, sind alle Berliner AntifaschistInnen aufgerufen, gelebte Solidarität zu demonstrieren. Denn die braune Suppe, die dort gebraut wird, schwappt schon auf andere Kieze über.
Am Sonntag wird in der Friedel 54 (Friedelstraße 54, 14 Uhr) ebenfalls Solidarität geübt, diesmal mit dem dortigen Kiezladen, dem die Räumung droht. Das wäre dann einer der letzten Orte in Nordneukölln, in dem noch über Alternativen zur kapitalistischen Café-Hipster-Ordnung nachgedacht wird. Und solche Orte sollten erhalten bleiben.
Der Dienstag schließlich sieht die Aktivist*innen in der B-Lage (Mareschstraße 1, 19.30 Uhr), dort stellt der Autor Sebastian Friedrich sein Buch „Lexikon der Leistungsgesellschaft“ vor. Voran stellt Friedrich Folgendes: „Die neoliberale Ideologie prägt unsere Persönlichkeit, unser Denken, unser Handeln. Während wir Sport treiben, wir in Dating-Portalen nach der Liebe fürs Leben oder dem schnellen Sex suchen, wir unser Rennrad das Treppenhaus hochtragen, wir herzhaft über die Prolls in der Eckkneipe lachen, wir mit einem coffee to go bewaffnet im Stechschritt durch die Stadt marschieren und wir am Ende des Tages einmal mehr versucht haben, das zu verdrängen, was längst Gewissheit geworden ist: dass es so nicht weitergehen kann“. Damit hat Friedrich natürlich recht. Spannend wird sein, von ihm zu hören, was er für Lösungsansätze hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen