heute Nicht nur in Bremerhaven
: „Das Wetter, das man will“

Wolken Michael Theusner erklärt, warum Wasserdampf der Star des Weltwettertags ist

Michael Theusner

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42, promovierter Meteorologe, ist seit 2010 am Klimahaus als einer von drei wissenschaftlichen Ausstellungsleitern tätig.

taz: Herr Theusner, verstehen Sie Wolken?

Michael Theusner: Als Meteorologe habe ich schon früh im Studium gelernt, dass Wolken zu den kompliziertesten Wetterphänomenen überhaupt gehören: Die Grundlagen sind selbstredend bekannt, aber die Details … Vollständig verstanden sind Wolken bislang nicht. Deshalb hat sie ja die Welt-Metereologie-Behörde zum Forschungsthema des Jahres ausgerufen und ihnen auch den heutigen Weltwettertag gewidmet.

Warum ist es wichtig, Wolken zu verstehen?

Naja, das liegt doch auf der Hand: Wolken und Niederschläge hängen zusammen, und ob es regnet, ist für die Landwirtschaft ebenso wie für die Freizeitgestaltung wichtig. Auch bei Extremwetterlagen wäre hilfreich, vorhersagen zu können, wo und wann genau es zu Stark­regenereignissen kommt, etwa wie vergangenes Jahr in Bayern. Da können wir bislang nur Regionen benennen, in denen sie wahrscheinlich sind. Wolken beeinflussen aber auch die Erwärmung: Schleierwolken können diese beschleunigen, dichte Wolkendecken dagegen reflektieren die Sonne so stark, dass kaum Licht und kaum Wärme bis zum Boden durchdringen.

Und wo liegt die Schwierigkeit?

Die Prozesse, die zur Wolkenbildung führen, können in den Wettermodellen nicht direkt erfasst werden, sondern nur abgeleitet.

Warum?

Das ist eine Frage der Größenordnung: Die Kondensation von Wassertropfen findet in einem Bereich unterhalb eines Millimeters statt. Wie wollen Sie das in ein Modell integrieren, das Räume von mehreren 100 Metern oder Kilometern beschreibt? Dafür wäre so viel Rechnerleistung notwendig, die gibt es gar nicht.

Wird heute ein guter Tag, um Wolken besser verstehen zu lernen?

Ein paar kommen wohl von Süden zu uns hoch, und schon gestern waren ja einige Zirren am Himmel, die man als Vorboten eines neuen Tiefdruckgebiets deuten kann. Aber bei uns im Klimahaus herrscht ohnehin immer das Wetter, das man gerade will.

interview: bes

Klimahaus Bremerhaven 8°Ost, täglich 10-18 Uhr