ADAC: Autos zu dreckig für Empfehlung

ABGAS Viele Fahrzeuge stoßen zu viel Schadstoffe wie Stickoxide und Feinstaub aus. Auch Benziner

BERLIN taz | Als hätte es den Abgasskandal nie gegeben: Viele Neuwagen, auch solche mit der strengen Abgasnorm Euro 6, stoßen ein Mehrfaches des Erlaubten an Schadstoffen aus. Das zeigt der neue ADAC-Eco-Test, bei dem die Fahrzeuge nach einem realitätsnahen Verfahren untersuchten werden.

Von 38 getesteten Diesel-Pkw konnten bei dem Test nur zwei Fahrzeuge überzeugen: der Mercedes E220d9G-Tronic und der BMW 118d Urban Line Tronic. „Empfehlenswerte“ Fahrzeuge wurden zusätzlich zum Test im Labor auch auf der Straße überprüft. Allerdings findet der ADAC „nicht viele empfehlenswerte“ Wagen – nur 14 von 77.

Entscheidend für das schlechte Abschneiden der Dieselautos ist, dass sie oft deutlich die gesetzlichen Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide überschreiten. Im gravierendsten Fall stieß der Re­nault Capture dCi 90 im ADAC-Eco-Test durchschnittlich 725 Milligramm pro Kilometer an Stickoxid aus; dieses Auto überschreitet damit den Grenzwert um mehr als 900 Prozent. Für bewusste Verbraucher besonders bitter: Auch neueste Modelle sind nicht sauberer. Im Gegenteil: In einigen Fällen weisen moderne Euro-6-Fahrzeuge laut ADAC-Test höhere Emissionswerte auf als diejenigen der Klasse Euro 5.

Derzeit werden für viele Innenstädte Einfahrverbote für Dieselautos unterhalb der Euro-6-Norm diskutiert, um dort die hohen Stickoxidemissionen in den Griff zu bekommen. „Wir sind gegen solche Einfahrverbote“, sagte ADAC-Sprecher Christian Buric der taz. Der Eco-Test zeige, dass man damit nicht unbedingt die richtigen Fahrzeuge ausschließe.

Neben Stickoxiden ist zu viel Feinstaub gesundheitsgefährdend. Hier machen, neben Öfen und Kaminen, kurioserweise nicht die Diesel, die Rußpartikelfilter haben, ein Problem, sondern moderne Benziner mit Direkteinspritzung. Bei dieser Technik können Rußpartikel entstehen, für die es noch keine Filter gibt. Betroffen sind nicht nur stark motorisierte Benziner wie der Ford Focus RS, sondern auch beliebte Massenmodelle wie ein VW Tiguan oder ein Opel Corsa. Der Corsa fiel zudem durch erhöhte Stickoxidemissionen auf, was bisher bei Benzinern kein Problem war.

Selbst die drei untersuchten Plug-In-Hybride, eine Kombination aus Benzinmotor und Elektrobatterie, überzeugten die Tester nicht. Sowohl die Bewertung des Schadstoffausstoßes als auch des Verbrauchs der Autos, die wegen der Batterie relativ schwer sind, fiel hinter die der empfehlenswerten Fahrzeuge zurück. Richard Rother