LeserInnenbriefe
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Der richtige Ort für das Mahnmal

„Zu dicke moralische Keule“, taz.nord vom 14. 3. 17

Konrad Elmshäuser spricht sich, so wie die Bremer SPD, dagegen aus, den Erinnerungsort für den Raub an der jüdischen Bevölkerung vor Kühne + Nagel zu platzieren. Dabei bestreitet er nicht, dass Kühne + Nagel massiv von dem Raub profitiert hat. Vielmehr ist sein Anliegen, die Erinnerung nicht auf ein Unternehmen zu konzentrieren, da auch andere profitiert haben. Dies ist zwar richtig, geht aber am Thema vorbei:

Unbestritten handelte es sich bei der Enteignung der jüdischen Bevölkerung um Raubmord. Viele waren daran beteiligt. Kühne + Nagel, das waren halt nur Fahrer, welche die Beute in dem Verbrechen weggeschafft haben, so wie es manche andere auch taten.

Aber es geht bei dem Mahnmal um mehr: Das Verbrechen hat sich gelohnt! Der Umfang des Unternehmens heute hängt mit den damaligen Profiten zusammen. Darum geht es bei dem Mahnmal. Nur an dem Ort neben Kühne + Nagel kann es zeigen, dass das, was hier entstanden ist, auf dem basiert, was damals war. Das tut weh – zugegeben. Aber nur das wäre eine ehrliche Aufarbeitung, welche die Geschichte in den Zusammenhang mit dem heutigen Leben der Menschen stellt.

BERNHARD STOEVESANDT, Oldenburg

Entzug der Arbeitskraft

betr.: „Schiri-Streik mit Folgen“, taz.nord vom 17 .3. 17

Zur Durchsetzung besserer Arbeitsbedingungen bleibt nun einmal häufig nur der Entzug der Arbeitskraft – das ist auch in der Freizeit so. Sollen die Schiris ruhig mal Monate streiken. Dabei sollte es nicht darum gehen, Härte zu zeigen, sondern darum aufzuzeigen, welchen Anteil sie bei der Erbringung einer Liga haben. Sollte ein gesteigertes Interesse am Vereinssport (es gibt ja auch genügend andere Möglichkeiten, sein Kicken zu organisieren) bestehen, dann werden die Spieler*innen ihr Verhalten wohl anpassen. JOTA, taz.de

Vorbildlicher Unternehmer

betr.: „Menschenfreund als Nazi-Helfer?“, taz.nord vom 15. 3. 17

Es ist sehr verwirrend, alle wichtigen Persönlichkeiten, die in der Zeit des Nationalsozialismus ein Mitglied in der NSDAP waren, als Anhänger der Hitler-Diktatur zu verunglimpfen. Vor allem Kurt A. Körber hat nach dem schlimmsten Krieg der Menschheit seine Arbeit als Aufklärer und sozialer Unternehmer bewiesen und das Vermögen der Stiftung übertragen, damit es eine gesellschaftliche Neustrukturierung gibt. Wichtig war die Ausschreibung des Schülerwettbewerbes zur Geschichte.

Hierzu gebe ich die Erfahrung aus meiner Familie weiter: Im 2. Weltkrieg wurden alle Fabriken den „Wehrwirtschafts-Führern“ unterstellt. Wer sich an der Produktion von Militärgütern nicht beteiligen wollte, wurde als Soldat eingezogen und an die verschiedenen Fronten kommandiert. Beispielsweise wollte Heinrich Focke keine Kriegs-Flugzeuge bauen und wurde aus der Unternehmensführung abgezogen. Mein Großonkel Herbert Polter leitete das Leipziger Druck-Maschinenwerk Hogenforst und musste Werkzeugmaschinen für den Waffenbau produzieren. Seine Belegschaft wurde durch „Zwangsarbeiter“ erweitert und viele Mitarbeiter zur Wehrmacht eingezogen.

Er sorgte allerdings mit Engagement für Verpflegung und Unterstützung für „Ost-Arbeiter“. Die Sowjets brachten ihn in ihr Gulag-Lager in Sachsenhausen, wo er und sein Bruder 1946 an Typhus starben. Das Unternehmen wurde „enteignet“. In den 1970er-Jahren schrieb ein polnischer „Zwangsarbeiter“ – als studierter Historiker – an meine Tante über seine damalige Arbeit und entlastete ihren Ehemann.

Wenn Kurt A. Körber nach dem Krieg so viel Engagement für die freie Gesellschaft der Bundesrepublik entwickelte, so ist er heute ein Vorbild für Unternehmer und nicht einer der Ausbeuter, die heute mit ihrem Reichtum der Gesellschaft immer größere Schäden zufügen. JOHANNES SPARK, Hannover und Bremen