Mit Säure bespritzt

Kriminalität Sechs Anschläge in drei Monaten: Alle Opfer sind Frauen

Es ist eine üble Vorstellung: Man befindet sich nachts allein auf dem Nachhauseweg. Plötzlich kommt ein Radfahrer an und spritzt einem Batteriesäure ins Gesicht. Sechs solcher Anschläge hat die Polizei seit Dezember verzeichnet. Stets waren zumeist junge Frauen das Opfer. Die Polizei ermittelt nach Angaben von Sprecher Thomas Neuendorf mit Hochdruck. Aber außer einer ungefähren Täterbeschreibung gebe es bislang „nichts Griffiges“; gemeint sind Fingerabdrücke oer DNA-Spuren.

Das letzte Mal schlug der Täter in der Nacht zu Dienstag zu. Betroffen war eine B.Z.-Reporterin. Den Hergang beschrieb die 41-Jährige am Mittwoch in ihrer Zeitung: Kurz vor Mitternacht aus dem Kino kommend, sei sie die Straße Am Friedrichshain Richtung Greifswalder Straße gelaufen. Ein Radfahrer habe sich aus einer Seitenstraße genähert. Hämisch lachend habe er das „Klack, klack, klack“ ihrer Absätze nachgemacht und sei an ihr vorbeigerauscht.

Dann habe er kehrtgemacht. Als er an ihr vorbeifuhr, habe sie ein Geräusch wie aus einem dünnen Luftrohr gehört, so die Reporterin. Geistesgegenwärtig habe sie sich ihren Schal über das Gesicht gezogen. Durch den Stoff hindurch habe sie bemerkt, dass sie besprüht worden sei. Die Frau hatte Glück: Im Unterschied zu anderen Opfern blieb sie unverletzt.

Ob es sich bei der Flüssigkeit wie in den anderen Fällen um Batteriesäure handelt, steht noch nicht fest. Eine 27-Jährige, die vor zwei Wochen in der Jungstraße in Friedrichshain-Nord bespritzt worden war, lag laut Polizei wegen der Schwere der Gesichtsverletzung mehrere Tage im Krankenhaus. Die weiteren Opfer seien von einem Augenarzt ambulant behandelt worden.

Außer dem Vorfall in der Jung­straße erfolgten die Angriffe alle im östlichen Prenzlauer Berg. Bei der Kripo der Direktion 1 laufen die Ermittlungen zusammen. Die B.Z.-Reporterin beschrieb den Angreifer so: kräftig, mittleren Alters, helles Gesicht, schwarzes Basecap und schwarze Jacke. Die anderen Opfer hätten teils unterschiedliche Beschreibungen gegeben, sagte Polizeisprecher Neuendorf. „Auch das unregelmäßige Vorgehen macht es schwierig, den Täter zu fassen.“

Plutonia Plarre