GNYP Gallery: The Art of Make-up: Gina Beavers trägt dick auf
Ist das Werk von Gina Beavers in der Galerie GNYP grandios oder einfach grässlich? Schwer zu entscheiden. In jedem Fall sind aber die Gemälde der US-amerikanischen Künstlerin, die in New York lebt und arbeitet, überraschend, also ziemlich unwahrscheinlich. Mit diesen Bildern rechnet niemand. Aufgeschwollene Münder scheinen sich von der Leinwand direkt auf einen stürzen zu wollen. Und das gleich drei mal drei im Quadrat.
Die Künstlerin findet ihre Motive, neben Lippen dramatisch geschminkte Augen, im Internet. Die dort als Diaserie oder Videoclip kursierenden Make-up Tutorials überführt sie in das hehre Medium des Tafelbilds. Dabei schichtet sie die dickflüssige Acrylfarbe so aufeinander, dass die aufgespritzten Lippen reliefartig aus der Leinwand hervortreten. Wie Wimpern. Lider oder Augenbrauen werden nicht nur einfach ab-, sondern geradezu gegenständlich nachgebildet. Und so deutlich ihre Thematik in das Feld des Weiblichen fällt, so deutlich pflegt sie in ihrer Malerei den männlichen Gestus des Bad Painting.
Denn so wenig sich sagen lässt, wie eine weibliche Kunst oder Malerei ausschaut, so einfach lässt sich ein typisch männlicher Malstil identifizieren, der sich gerne wild gibt, auf den Kopf gestellt und gerne mal fett die Ölfarbe auftürmt. Beavers treibt nun diesen Gestus auf die Spitze und trägt richtig dick auf. High und Low, die männliche Art des Selbstbehauptungsmalens, erscheint dann als die ironische Vollendung der weiblichen Art des Sich-Anmalens. Gleichzeitig nimmt sie mit ihren aufgeblasenen Leinwänden den Diskurs der Pop-Art mit dem Fotorealismus und dem flachen, slicken Hochglanz der Werbegrafik auf und hinterfragt ihn. WBG
Bis 23. 4., Do. + Fr., 11–18 Uhr, Sa. 12–17 Uhr, Knesebeckstraße 96
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen