unterm strich
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Wer „Das Kuhlbrodtbuch“ gelesen hat, wird sich an die schönen Passagen erinnern, in denen der Staatsanwalt, Filmschauspieler und Filmkritiker Dietrich Kuhlbrodt beschreibt, wie er einmal am Flughafen von Harare, Simbabwe, große Unannehmlichkeiten hatte. In seinem Gepäck, mutmaßten die Grenzpolizisten, befänden sich verdächtige Filmspulen. Dem war auch so, und der Film, der aus dem geschmuggelten Material hervorgehen sollte, kam später unter dem Titel „United Trash“ in die Kinos. Für die Regie zeichnete Christoph Schlingensief verantwortlich, mitgespielt hatten neben anderen Udo Kier und Kitten Natividad.

Schlingensief zieht es nun wieder nach Afrika: Ab Oktober arbeitet er in Namibia an seinem neuen Filmprojekt „African Twin Towers“. Mitwirkende sind neben anderen die amerikanische Musikerin Patti Smith, die Schauspielerin Irm Hermann und Darsteller aus Schlingensiefs Berliner Volksbühnen-Produktion „Kunst und Gemüse“. Patti Smith besuchte im August Schlingensiefs Inszenierung von Richard Wagners Oper „Parsifal“ in Bayreuth und war begeistert.

„Es ist ein dokumentarischer Spielfilm, ein ‚Ring des Nibelungen‘ in Kurzform, verwoben mit dem 11. September 2001, also die Suche nach dem verlorenen Kapital, nach Leidenschaft und Liebe“, sagte Schlingensief, als er sich mit dpa über „African Twin Towers“, sein erstes Spielfilmprojekt seit acht Jahren, unterhielt. Förderung bekommt er vom ZDF und der Filmförderung Berlin-Brandenburg. „In meiner ‚Berliner Republik‘ an der Volksbühne“, sagte Schlingensief außerdem, „war ja auch geplant, dass Gerhard Schröder nach Afrika fahren wird, um eine Aufführung des ‚Ring‘ zu unterstützen. Vielleicht könnte man jetzt Gerhard und Angela zusammen da hinbringen, Zeit haben sie ja sicherlich bald dafür.“ Die Dreharbeiten sind in Windhuk, Lüderitz, Swakopmund, in der Wüste und an den Robbenbänken Namibias geplant. Zuletzt war Schlingensief mit seiner „Church of Fear“ während des Papst-Besuches in Köln aktiv; anschließend zeigte er in Neuhardenberg östlich von Berlin seine Theaterinstallation „Der Animatograph – Odins Parsipark“.

Der jüdische Historiker Moshe Zimmermann erhält im Mai 2006 den Lessing-Preis für Kritik. Der 1943 in Israel geborene Zimmermann werde für die „vollkommene Unabhängigkeit seines Urteils“ sowie „sein Bemühen, die weit reichenden Wurzeln geschichtlicher Vorgänge bloßzulegen“ geehrt. Die Wolfenbütteler Lessing-Akademie und die Braunschweiger Stiftung Nord/LB-Öffentliche vergibt den mit 20.000 Euro dotierten Preis seit 2000 alle zwei Jahre.