die taz vor 15 jahren: als der golfkrieg die aktien billiger machte
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„Jetzt muß etwas Handfestes passieren am Golf“, kapitulierte ein Händler in der Frankfurter Börse, „sonst fällt der Index auf 1.000 Punkte.“ Derzeit hängt der Deutsche Aktienindex (DAX) bei rund 1.350, Ende Juli noch versuchte er sich an der 2.000er-Marke. Die Aktienkurse schmelzen dahin wie Eiskonfekt im Wüstensand, seit Saddam Hussein Kuwait annektiert und mit der Sprengung sämtlicher Ölfelder gedroht hat und die Spekulanten den Barrel-Preis verdoppelt haben. Die Wallstreet wurde um annähernd 20 Prozent, Frankfurt um 30 und Tokio um 40 Prozent geschröpft.

Die Ost-Euphorie ist am Golf gestrandet, und da keiner weiß, wie und wann das Problem gelöst wird, drohen die Handelsplätze auszutrocknen. Ein New Yorker Banker weinte vor Wochenfrist dem Barrel-Preis von 25 Dollar nach, der, von Saddam Hussein vor der Kuwait-Einverleibung gefordert, als „Inflationsschub“ verweigert worden war: „25 Dollar würden wir heute mit Handkuß bezahlen.“

Derweilen parkt der sicherheitsbewußte Anleger sein Geld in neunprozentigen DDR-Anleihen und hofft auf die Schlacht am Golf. Dann, so die Spekulation nach Feierabend, wird alles noch billiger. Broka Herrmann, 29. 9. 1990