LeserInnenbriefe
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Zu warm für Politik

betr.: „Türken sind extrem politisch“, taz vom 14. 3. 17

Noch keine Woche ist es her, da feierte die taz mit Sonderseiten den Internationalen Frauentag. Und heute muss frau lesen, dass nur „Türken“, also türkische Männer, „extrem politisch“ sein sollen. Die drei im Artikel Berichtenden bestätigen dies. Es sind türkische Männer. Ist klar, türkische Frauen sind doch die, die ihren Kopf nur dafür haben, um ihn unter Kopftüchern und ähnlichen Verhüllungen zu verbergen. Da können sich keine politischen Vorstellungen entwickeln, ist doch viel zu warm darunter. Wenigstens eine Türkin hätte Christoph Kürbel mal fragen können. GABI VON THUN, Berlin

Die groteske Frau

betr.: „Féminisme grotesque“, taz vom 14. 3. 17

Einerseits die Frage zu stellen, ob eine Frau nicht so posieren darf, „wie immer es ihr gefällt“, aber es andererseits für grotesk zu halten, dass eine andere gegen sexistische Werbung protestiert, das ist doch selbst grotesk. Schließlich ist auch sie keine „vollkommene Idiotin“. Der Werbe- und Modeindustrie fällt seit Dekaden nichts anderes ein, als die Ablichtung (halb)nackter Busen und Hintern, präsentiert von dünnen bis dürren Mädels in oft dämlichen Posen – aber ohne sexistische Werbung wäre die Welt unendlich farblos und langweilig? Beides ist an Fantasielosigkeit und Verharmlosung der Wirkung der Werbung auf Jugendliche wirklich nicht zu überbieten.

MANUELA KUNKEL, Stuttgart

Der gesteuerte Affenmann

Betr.: „Fälle von Menschenersatznähe, taz vom 11./12. 3. 17

Die Autorin hat ihre Frage nach den „Auswüchsen“ einer „verkorksten männlichen Sexualität“ längst beantwortet: Demnach kann der Mann als ein auf seine Biologie reduzierter „testosterongesteuerter Affe“ einfach nicht anders als mit Unterdrückung, Gewalt und Schaum vor dem Mund seine Triebe auszuleben. Kurzum: Das Sexualverhalten des Mannes ist krank und dieser deshalb dringend therapiebedürftig. Dass für diese Spezies nun „Silikonpuppen zum Sex bereitstehen“, passe zwar ins Muster männlicher Evolution; doch bei der Autorin bewirkt dieser merkwürdige „Fortschritt“ im Nichtverhältnis der Geschlechter keine Erleichterung, sondern neuerliches Unbehagen. Denn leider, so scheint sie zu befürchten, ist die nunmehr von sexueller Ausbeutung, Unterdrückung und Misshandlung befreite Frau nun auch als heterosexuelle Sexualpartnerin überflüssig geworden. WOLFGANG NIERLIN, Heidelberg

Karre, Karriere, Charakterfehler

betr.: „Fälle von Menschenersatznähe, taz vom 11./12. 3. 17

Puuuuh, steile Thesen. Männliche Sexualität nehme Formen an, die sie von Frauen nicht kenne, sagt die Autorin. Man könnte fragen, mit wem sie denn da gesprochen und ob sie sich um eine hinreichend breite Streuung der Gesprächspartner bemüht hat. Man könnte entgegnen, dass es auch Formen weiblicher Sexualität gibt, die man so von Männern nicht kennt. Man könnte fragen, was Frauen in den 1990er Jahren dazu bewegt hat, sich in kürzester Zeit massenhaft dem angelsächsischen Rasurdiktat zu unterwerfen, was Frauen immer noch dazu bewegt, sich mit gesundheitsschädlichen Beauty-Produkten und Schlimmerem zum Püppchen zu machen und sich den Alpha-Männern mit Karre, Karriere und Charakterfehlern an den Hals zu werfen. Dann könnte man mal hinterfragen, ob das Patriarchat den Männern etwas anderes übrig lässt, als sich den Dingen zuzuwenden und Gefühle und Beziehungsdimension den Frauen zu überlassen. Strikte Geschlechterhierarchien sind für beide Geschlechter von Übel, darin ist der Autorin zuzustimmen. Sie möchte Auffälligkeiten männlicher Sexualität ohne Wertung und Verurteilung thematisieren. Wenn sie das ernst meint, dann sollte sie nicht nur in eine Richtung austeilen.

STEPHAN KRÜGER, Nehren

Vergiftung und Zerstörung

betr.: „Mission Zero vertagt“, taz vom 13. 3. 17

Wir brauchen überhaupt keine widerlich stinkenden Teppichböden aus Erdölfasern, die dann auch noch größtenteils verbrannt werden. Besser sind zum Beispiel Hanfteppiche. Sie könnten, ebenso wie Baumwolltextilien, zu säurefreiem, alterungsbeständigem Papier recycelt werden. Das würde Bäume sparen, die ohnehin nur schlechtes Papier liefern. Dazu müsste die Politik die Wirtschaft bringen. Jubeln über Plastikrecycling ist nicht viel mehr als Süßholz raspeln mit denen, die gar nicht aufhören, die Erde weiter zu vergiften und zu zerstören.

GEORG BAMBERT, Berlin

Jammertal, bye-bye!

betr.: „Raus aus dem Jammertal“, taz.meinland vom 11. 3. 17

Samstagmorgen, taz auf dem Frühstückstisch. Meist eher gelangweilt über die Inhalte. Aber dann der Artikel von Lukas Wallraff. Da war ich dann wach. Denn er entspricht in Gänze meiner Gefühlslage. So ein Text gehört auf die erste Seite. Danke.

HANS DUDDA, Dortmund