Claudius Prößer lauschte den Sorgen von Deutschlands Geschäftsfliegern: Kein Platz für edle Zeitmaschinen
Die FDP, Vorhut aller Tegel-Fans, wittert Morgenluft mit Kerosinaroma: 142.000 Unterschriften habe das Volksbegehren für den Weiterbetrieb des innerstädtischen Airports bereits in der Tasche, teilte Fraktionschef Sebastian Czaja gestern mit. Die fehlenden 30.000, so hofft er, müssten in der Woche bis Sammlungsende am Montag einzutreiben sein.
Eher überschaubar blieb der Ansturm auf eine Pressekonferenz, zu der die German Business Aviation Association (GBAA), der Interessenverband der Geschäftsflieger, am Montag eingeladen hatte. Die Leute also, die, wie Verbandschef Peter Gatz anmerkte, gern als Bonzen mit goldenen Wasserhähnen verspottet würden, in Wirklichkeit aber das Flugzeug als „Zeitmaschine“ nutzten, um wichtige Termine in einem eng getakteten Terminplan wahrnehmen zu können. Etwa den Besuch eines Fußballspiels.
Die „Biz Aviators“ wollten für die – Surprise! – Offenhaltung von TXL werben. Begründung: Wenn irgendwann nicht nur der Linienverkehr, sondern auch die Flugbereitschaft des Bundes komplett nach Schönefeld umziehe, gebe es dort zu wenig Hallen und Stellflächen für die Geschäftsluftfahrt. Nur ein Weiterbetrieb von Tegel entlaste die Situation so lange, bis vielleicht einmal genügend Kapazität am BER vorhanden sei – oder in Sperenberg, so Gatz, man könne und wolle da nichts ausschließen.
Genau wie die FDP rechnen die Geschäftsflieger mit einem ungebremst steilen Passagierzuwachs, sodass schon 2030 mehr als 60 Millionen Fluggäste jährlich in Berlin landeten. Anders als die FDP würden sich die Business Aviators aber mit einem Teil von Tegel zufriedengeben. Laut dem früheren GBAA-Geschäftsführer Hans-Henning Romberg könne man dann auch schon mit dem Bau der geplanten „Urban Tech Republic“ anfangen, wenn das von Air Berlin genutzte Terminal C abgerissen sei.
Romberg präsentierte Bilder von 2006, als noch 170 Privatjets in Tempelhof parken konnten, während ihre Passagiere das WM-Finale im Olympiastadion goutierten. Beim Champions-League-Finale 2015 war Tempelhof schon zu, aber auf dem BER-Rollfeld passierte praktischerweise gerade nichts. Wenn auch dieser Platz wegfiele und wieder ein Großereignis stattfände – dann müssten die Nichtbonzen ihre Flieger womöglich in Brandenburg abstellen. Ein echter GAU.
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