Eisbären hinter Scheiben

jungtiere Der Zoo in Bremerhaven hat sie, der in Hannover will sie. Doch trägt die Zucht von Eisbären wirklich zur Erhaltung der Art bei oder ist es eine Geschäftemacherei auf Kosten der Tiere?

Irrsinn gestoppt

betr.: „Wir haben gelernt“, taz.nord vom 4./5. 3. 17

Dass die taz die Frage nach der Auswilderung stellt und sich dann, in einem reinen Eisbären-Artikel, mit der Antwort „Antilopen“ zufriedengibt, macht schon am Anfang auf das Gesamtniveau des Artikels neugierig.

Wurde doch noch nie ein Eisbär aus einer Zoo-Gefangenschaft ausgewildert. Warum wohl?

 Aber die eigentliche Absurdität kommt dann im Mittelteil. Da heißt es, das Inzucht wohl kein Problem sei, weil die Gefangenschaftspopulation auf viele Gründertiere zurückgehe und diese aus dem Freiland stammten. Erstens stammen die meisten „Gründertiere“ der Zoo-Gefangenschaft grundsätzlich aus der Freiheit (Wildfänge). Zweitens sind beide Fakten überhaupt kein Hinderungsgrund für eine spätere Inzucht in der Gesamtpopulation. So waren die einst zusammengeführten Eisbären „Knut“ und „Giovanna“, ihre Ur-Vorfahren, unter anderem Gründertiere und sogenannte Wildfänge, beide miteinander verwandt. Ein möglicher Nachwuchs wäre also aus Inzucht hervorgegangen. Die öffentliche Tierrechtskritik hatte diesen Inzucht-Irrsinn damals erfolgreich gestoppt.

 Und dass eine Gruppenhaltung von eigentlichen Einzelgängern doch nicht so erfolgreich, toll und eisbärenfreundlich ist, wie Zoo-Speziesist Brunsing es der naiven Journalistin erfolgreich und naturentfremdend unterjubelt, hätte sie bei Zookritiker*Innen oder in einer wissenschaftlichen Untersuchung in Erfahrung bringen können. ENDZOO DEUTSCHLAND, taz.de

Risiko sehr gering

betr.: „Wir haben gelernt“, taz.nord vom 4./5. 3. 17

@EndZOO Deutschland, „So waren die einst zusammengeführten Eisbären ‚Knut‘ und ‚Giovanna‘, ihre Ur-Vorfahren, unter anderem Gründertiere und so genannte Wildfänge, beide miteinander verwandt. Ein möglicher Nachwuchs wäre also aus Inzucht hervorgegangen.“

 Ja sie sind über den Urgroßvater verwandt, also Cousinen zweiten Grades. Da ist das Risiko von eventuell auftretenden Erbkrankheiten sehr gering. Ich glaube, beide Tiere waren überhaupt noch zu jung, um verpaart zu werden. Knut sollte Gesellschaft bekommen und Giovanna sollte eh wieder nach München gehen.

Man kann das Gerede um Inzucht auch übertreiben. BAUER, taz.de

Nicht mehr zeitgemäß

betr.: „Leiden sind nicht tolerierbar“, taz.nord vom 4./5. 3. 17

Hanno Würbels Skepsis teile ich. Schließlich machen Menschen selbst im Umgang mit ihresgleichen „fatale Fehler“. Nicht weil sie die (Grund-)Bedürfnisse ihrer Mitmenschen nicht kennen würden. Es hat vielmehr damit zu tun, dass viele von uns den eigenen Bedürfnissen Priorität einräumen.

 Grundsätzlich traue ich jedem Zoodirektor zu, dass er den Aktionsradius eines Eisbären einschätzen kann. Das Problem ist also nicht mangelnde Sachkenntnis. Der Eisbär leidet, weil sich mit ihm Aufmerksamkeit generieren lässt. Aufmerksamkeit, die sich in Geld und Prestige widerspiegelt, welche dem Zoodirektoren wichtig sind. Wichtiger jedenfalls als das Wohlbefinden „seiner“ Tiere.

 Das Argument, dass die Opferung einzelner Exemplare im Sinne der Arterhaltung unerlässlich ist, kenne ich übrigens auch aus der menschlichen (Un-)Kultur. Das (Menschen-)Opfer, hört man, sei zusammen mit dem Götter- respektive Götzenkult entstanden. Ich finde, es ist nicht mehr zeitgemäß.

 Nein, Verhaltensstörungen oder haltungsbedingte Schmerzen und Leiden sind nicht tolerierbar. Sie sind nämlich kein Preis, der unbedingt zu zahlen ist dafür, dass Lebensraumprobleme an die große Glocke kommen. Es gibt schon längst vernünftige Wege, aufmerksam zu machen. Tierfilme etwa oder das Rollenspiel im Kindergarten.  MOWGLI, taz.de