heute in hamburg: „Wir wollen alle Muslime“
Klang Im Haus des Koran rezitieren Muslime beim europäischen Koran-Wettbewerb gegeneinander
34, hat islamische Theologie studiert und ist Leiter der Kulturabteilung des Islamischen Zentrum Hamburg.
taz: Herr Ansari, wozu braucht man eigentlich einen Koran-Wettbewerb?
Esmaeil Ansari: Heutzutage sind die Menschen sehr beschäftigt und stecken so tief in der materiellen Welt, dass sie wenig Rücksicht auf den Koran nehmen. Es ist aber sehr wichtig, sich mit der Religion zu beschäftigen. Im Alltag vergisst man das schnell. Der Wettbewerb ist da eine gute Gelegenheit, sich einmal im Jahr mit dem Koran zu befassen.
Mit welchem Ziel?
Der Wettbewerb soll zur Verbreitung der Kultur des Korans beitragen. Darum ist er europaweit ausgeschrieben. Wir wollen alle Muslime aus verschiedenen Ländern und Nationen einladen, egal ob Schiiten oder Sunniten, weil der Koran ein Buch für uns alle ist. Da wird kein Unterschied zwischen den Konfessionen des Islam gemacht. Auch die Jury besteht aus verschiedenen Konfessionen.
Also ist der Wettbewerb nur für Muslime?
Normalerweise ja. Wenn jemand richtig auf Arabisch rezitiert, kann er oder sie aber natürlich teilnehmen. Aber das hatten wir noch nicht.
Haben Sie selbst schon mal mitgemacht?
Als Teilnehmer? Nein, das habe ich noch nicht gemacht.
Wie bereiten sich die Teilnehmer denn vor?
Sie müssen das vorher alles mit einem Dozenten lernen, da gibt es Regeln, mit welchem Klang und wie gesungen und rezitiert wird.
Und wer gewinnt dann?
Es gibt insgesamt 100 Punkte, die in vier Kategorien vergeben werden. Es geht darum, dass die Verse richtig und in einem ganzen Satz rezitiert werden und um den schönen Klang.
Wer kommt denn zu so einem Wettbewerb?
Die Teilnehmer sind unterschiedliche Leute mit verschiedenen Berufen. Das sind Schüler, Studenten und Arbeiter. Es kommen viele Frauen und viele Männer und Leute verschiedenen Alters. Und es gibt zwei Bereiche: für Teilnehmer unter 16 und für jene über 16 Jahren.
Kommen auch Zuschauer?
Natürlich kommen auch viele Zuschauer. Wir haben dieses Jahr 162 Teilnehmer, es gibt verschiedene Preise und auch viele Zuschauer aus ganz Europa.
Werden die rezitierten Verse übersetzt?
Ja, wir versuchen auf der Leinwand eine Übersetzung auf Deutsch abzuspielen.
Interview Milena Pieper
Eröffnung des 5. europäischen Koran-Wettbewerbs: 17 Uhr, Haus des Koran, Schöne Aussicht 36. Der Wettbewerb findet von Freitag bis Sonntag statt.
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