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Berliner SzenenKartoffelpuffer

Janz krumme Hunde!

Die Jriechen sind richtje Betrüja, sagt Apostel Paulus

Die Kartoffelpufferbude am Karstadt am Hermannplatz ist einer dieser Orte, wo man noch unverfälschte Berliner Gastlichkeit erleben kann. Wer nicht in eine der verbliebenen Neuköllner Eckkneipen gehen will, die Gentrifizierung und Umwandlung in Hipster-Pinte oder Falafel-Imbiss überlebt haben, trifft hier den Urberliner, wie er leibt, lebt und sich an heißem Kartoffelpuffer die Zunge verbrennt. Was einen richtigen Berliner bekanntlich noch nie vom ununterbrochenen Reden abgehalten hat.

Hier steht an Bierfässern, die zu Stehtischen umgebaut wurden, der Malocher mit bekleckertem Blaumann neben den letzten Exemplaren der Wilmersdorfer Witwe mit sorgfältig ondulierten, bläulich-schimmernden Haaren. Schlägertypen, denen die Tattoos aus dem Kragen der Bomberjacke wachsen, mampfen stillvergnügt neben Rabeneltern, die ihren Kindern kein Mittagessen kochen wollen. Und auch manch Berliner Vorstädter soll beim Umsteigen am Hermannplatz kurz den U-Bahnhof verlassen, um sich hier einen Kartoffelpuffer mit Kräuterquark zu genehmigen.

Vor mir in der Schlange steht ein Riese, in Jogginghose, mit gesprungener Pilotenbrille auf der Nase und Basecap auf dem Kopf. Er vertreibt sich die Wartezeit auf die drei „Eierkuchen“, die er bestellt hat, indem er hastig eine Flasche Schultheiss herunterkippt.

Derweil erklärt ein Nachfahre des Eckenstehers Nante dem Kartoffelpuffer-Mann sein Weltbild. Dieser ist an seine Bude gefesselt und kann darum nicht anders, als sich anzuhören, dass „die Jriechen richtje Betrüja“ sind, die auf Kosten des deutschen Steuerzahlers faulenzen wollten. Das habe übrigens auch schon der Apostel Paulus festgestellt. Als der vor 2.000 Jahren nach Griechenland kam, war ihm gleich aufgefallen: „Janz krumme Hunde, diese Jriechen!“ Soso. Tilman Baumgärtel

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