GRABUNGEN AUF DEM FLUGFELD
: Das dunkle Kapitel Tempelhofs ans Licht gebracht

Sargreste aus dem Ersten Weltkrieg, Besteck aus den Goldenen Zwanzigern, Helme amerikanischer Soldaten und nicht zuletzt Kochgeschirr von ZwangsarbeiterInnen – die Fundstücke der Grabungen, die diesen Sommer auf dem Tempelhofer Feld stattgefunden haben und die jetzt vor Ort vorgestellt wurden, erzählen einiges über die Berliner Geschichte.

Die im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und unter Aufsicht des Landesdenkmalamts von Archäologen der FU Berlin durchgeführten Grabungen sollen vor allem der Erforschung der Geschichte Tempelhofs in der Nazizeit dienen. So wurden Reste der Baracken freigelegt, in denen ab 1941 mehrere tausend überwiegend osteuropäische Zwangsarbeiter untergebracht waren, die in der Rüstungsindustrie für verschiedene Konzerne wie etwa die Deutsche Lufthansa beschäftigt waren. „Weil Tempelhof für die meisten Berliner vor allem Ort der Luftbrücke ist, bekommt dieses dunkle Kapitel der Geschichte Tempelhofs viel zu wenig Aufmerksamkeit“, sagt der Projektleiter Professor Reinhard Bernbeck vom Institut für Vorderasiatische Archäologie, das mit den Ausgrabungen beauftragt wurde. „Im deutschsprachigen Raum gibt es kaum Archäologen, die sich mit der Geschichte des 20. Jahrhunderts beschäftigen, deshalb haben wir diese Grabungen übernommen“, so Bernbeck.

Im Frühjahr soll es weitere Grabungen geben, deren Genehmigung und Finanzierung allerdings noch unklar sei, so Karin Wagner vom Landesdenkmalamt. Dann sollen vor allem die Reste des Konzentrationslagers Columbia im Mittelpunkt stehen, das sich ebenfalls auf dem Gelände des heutigen Flugfelds befand, bis es 1936 wegen des Flughafenbaus geschlossen wurde. MALENE GÜRGEN