: POLITIK
PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
Am Donnerstag wird in der Baiz (Schönhauser Allee 26a, 20 Uhr) über die „Räterepublik, Gustav Landauer und die Münchner CSU“ gesprochen, und das verspricht, ein spannender Abend zu werden, obschon die CSU als Partei die Räterepublik in München wohl kaum hat erleben dürfen. Rudolf Stumberger allerdings zeigt auf, dass bis heute die Vergangenheit geändert wird, sie ist im Fluss und nicht festgeschrieben. Oder in seinen Worten: „Geschichte ist kein abgeschlossener Prozess, sondern wird im Handgemenge von Historiografie und Erinnerungspolitik jeden Tag aufs Neue erschaffen.“ Landauers Werke aber und die wenigen Tagen der bayrischen Freiheit sind bis heute heiß umkämpfte Themen – zumindest sind sie noch immer ein rotes Tuch für die Reaktionäre des Freistaates.
Zeitgleich wird in Alt-Kreuzberg, im SO 36 (Oranienstraße 190, 20 Uhr) ein anderes heißes Eisen angefasst, das selbst die Linke spaltet. „Ist das Feminismus oder kann das weg? Eliten, Staatsfeminismus und autoritäre Wende“ ist die Veranstaltung der Gruppe Theorie Organisation Praxis (TOP B3rlin) überschrieben, die anlässlich des Frauenkampftages folgende Fragen stellt: „Welche Folgen hat der derzeitige Staatsfeminismus für Gleichstellung und Emanzipation?“ und „Wie kann Misogynie, Homophobie und Anti-Genderismus entgegengetreten werden?“ und „Wie sollte ein radikaler Feminismus in dem Spannungsfeld zwischen Staats- und Antifeminismus sich positionieren und agieren?“ Antworten geben Ilse Lenz, Lisa Haller und weitere Aktivist*innen.
Der Samstag findet wohl viele Aktivist*innen beim Offenen Antifa-Treffen in der Schreina 47 (Scheinerstraße 47, 18 Uhr). Dort geht es um Pegida, AfD, Brandanschläge auf die Unterkünfte von Geflüchteten – und der zusehends stattfindenden Radikalisierung bei der extremen Rechten. Gleichzeitig aber, so die Veranstalter*innen, „hat die Berliner Antifa große Umbrüche durchlebt. Einige Gruppen lösten sich auf. Viele neue Bezugsgruppen tauchten auf. Manch neue Gruppe entstand. Die Verbindungen sind dabei teilweise abgerissen.“ Diese wiederherzustellen soll nun hehres Ziel des Antifa-Treffens sein.
Am Dienstag wird Alexandra Kollontai zum Thema. Unter dem etwas befremdlichen Titel „Kommunismus und Liebe“ wird die feministische Historikerin Gisela Notz Leben und Werk der bolschewistischen Frauenrechtlerin vorstellen (Bandito Rosso, Lottumstr. 10a, 19 Uhr) – und dabei hoffentlich nicht unterschlagen, dass sich Kollontai, die zweifelsohne große Verdienste hat, am Ende gut mit dem Stalinismus zu arrangieren wusste.
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