Entspannung im Herbst

Aktuelle Zahlen: Experten rechnen mit einem Rückgang der Arbeitslosigkeit im September

BERLIN taz ■ Die Zahlen sind noch gar nicht offiziell. Doch schon streiten Experten, wie sie zu deuten sind. Wer ist verantwortlich, dass die Statistik etwas weniger deprimierend ausfällt als zuvor? Wirken rot-grüne Reformen? Steht die Nation gar kurz vor der Trendwende?

Die exakten Zahlen wird die Bundesagentur für Arbeit erst morgen bekannt geben. Experten prognostizieren aber eine klare Tendenz: Im Vergleich zum Vormonat dürften 100.000 bis 137.000 Menschen weniger arbeitslos sein. Damit setzt sich fort, was im August begann. Schon da war die Zahl der Joblosen um 44.000 zurückgegangen – auf insgesamt 4,728 Millionen.

Zwar bedeutet der neuerliche Rückgang nicht zwangsläufig das Aus der Krise am Arbeitsmarkt. Das Ende der Ferienzeit sowie neue Ich-AGs und Ein-Euro-Jobs tragen mit zu dem guten Ergebnis bei. Einige Volkswirte aber sehen durchaus erste Anzeichen für einen dauerhaften Aufschwung.

„Es gibt wichtige Frühindikatoren, die zeigen, dass der Rückgang nicht nur eine statistische Fata Morgana ist“, sagt Andreas Rees von der HypoVereinsbank. So habe sich seit Ende 2004 die Zahl offener Stellen stetig erhöht. Unternehmen seien wieder stärker bereit, neue Mitarbeiter einzustellen. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz, setzt auf eine „Trendwende noch in diesem Jahr“.

Holger Schäfer vom Institut der Deutschen Wirtschaft mied zwar allzu optimistische Worte. Ein Trend aber sei gebremst: Seit Jahresanfang würden immer weniger Menschen entlassen.

Unklar blieb gestern, inwieweit die Politik zum möglichen Aufschwung beigetragen hat. Ob rot-grüne Reformen endlich greifen oder gerade die Aussicht auf einen Machtwechsel die Wirtschaft belebt – das werden erst genaue Analysen zeigen. COS