LeserInnenbriefe
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Komplett überfordert

betr.: „Von der Wolfsschanze nach Fuxholzen“, taz.nord vom 3. 3. 17

Danke für die feine luzide Besprechung. Alles Angeführte dürfte so richtig sein. Die braune Verbindung zum Pahl-Verlag war – glaub ich – in den 50ern und 60ern ziemlich evident. Schmuddelecke. Das Wilhelm Busch-Museum erscheint mir durchweg als ein so betulich-sympathischer Laden, sodass ich die geäußerte Kritik zwar teile. Ich halte die Truppe aber mit so einem ja mehr als durchsichtig manipulativen und überambitionierten Ansinnen dieses elenden Herrn Ferdinand Karl Piëch (über die tief familiär braunverwurzelte Konotierung besteht ja kein Zweifel) davon abgesehen aber für komplett überfordert. Entschuldigt nix – klar – erklärt’s aber wohl doch a weng. Nach meiner Einschätzung war die Truppe schon in der Vergangenheit bei Ausstellungen mit weitaus geringeren Anforderungen schnell am Limit. LOWANDORDER, taz.de

Irrtümer gehören zum Leben

betr.: „Antisemit soll Namenspatron bleiben“, taz.nord vom 2. 3. 17

Sollen solche Umbenennungen belegen, dass der Initiator zum moralisch überlegenem Teil der Gesellschaft gehört? Arndt war Antisemit und hasste auch Franzosen. Er sah sich eher als Freiheitskämpfer denn als Pazifist. Er war Nationalist, was damals bedeutete antimonarchistisch und gegen die französische Okkupation zu sein. Er war aber auch einer der frühen Demokraten in Deutschland, kämpfte gegen Leibeigenschaft und die Macht des Klerus. Er setzte sich für eine unabhängige Presse und Rechtsprechung, auch für allgemeine Schulbildung ein. Deshalb wurde er auch in der DDR geehrt. Den Antisemitismus teilt er mit Martin Luther und Richard Wagner, mit Turnvater Jahn, Hoffmann von Fallersleben und Friedrich List. Menschen sind nicht nur gut. Irrtümer gehören zum Leben und zur Geschichte. Wer nicht gerade Mörder war, sollte seinen Platz behalten. Es ist auch okay, dass noch immer Straßen nach Otto Grotewohl und Ernst Thälmann benannt sind. RERO, taz.de

Dafür kann der nix

betr.: „Antisemit soll Namenspatron bleiben“, taz.nord vom 2. 3. 17

Dass Arndt im 3. Reich beliebt war, dafür kann der nix, weil länger tot. Nationalist zu sein, war im 19.Jh. auch eine beliebte Gesinnung, ist der damaligen Zeit geschuldet und war bei der Überwindung der Aristokratie so etwas wie ein Fortschritt. Antisemitismus gehörte auch zum guten Ton. Heine z.B. wollte unbedingt deutscher Patriot/Nationalist sein, war aber Ausgestoßener, da Jude. Allerdings hieß das Gymnasium nicht vor 1933 so, sondern erst seit 1957. Da war obiges auch bekannt und die Namenswahl mehr als unglücklich. „Mein Gymnasium (Ex-DDR)“ wurde 1992 von „Geschwister Scholl“ zum Originalnamen „Georgianum“ nach dem im 18. Jahrhundert regierendem Herzog und Begründer rückbenannt. Fand die Schülerschaft scheiße, die Schulkonferenz in der Abstimmung nicht. Bei Arndt wär es mir seinerzeit wohl scheißegal gewesen bzw. hätte ich bei der Diskussion um die Namensgebung einen anderen unterstützt. HUGO, taz.de

Schüler lernen für das Leben

betr.: „Antisemit soll Namenspatron bleiben“, taz.nord vom 2. 3. 17

Ich glaube, die Schüler lernen mehr für ihr Leben, wenn sie sich mit so einer zwiespältigen Person auseinandersetzen – und das erfolgt ja in Osnabrück. Man kann natürlich auch die Schüler und Eltern entmündigen und z.B. den Namen in „Mutter Teresa-Schule“ ändern. Wer könnte etwas gegen eine so tolle Frau haben? Und sie ist bestimmt ein ganz tolles Vorbild.

GESUNDERMENSCHENVERSTAND, taz.de