HAMBURGER SZENE VON SVEN-MICHAEL VEIT
: Eimsbütteler Müllchaussee

Die Straße vor meinem Haus ist ein Schmuckstück. Frisch geteert, Fahrradstreifen in beide Richtungen, 18 neue Bäume, ein paar neue Bänke, schätzungsweise 100 neue Fahrradbügel. Nach einem halben Jahr Bauzeit wird die aufgehübschte Eimsbütteler Chaussee am Montag von Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Torsten Sevecke offiziell eröffnet. Etwa 1,2 Millionen hat das gekostet – für ökologische Müllentsorgung war aber offenbar kein Geld mehr übrig.

Denn die sechs Recyclingcontainer für Glas und Altpapier – weg. Einen neuen Standort gibt es nicht, am alten werden weiterhin fast täglich Kartons und Flaschen auf dem Gehsteig abgeladen. Auch die Müllcontainer in meinem Haus quellen über, weil einige Nachbarn sie mit Kartons vollstopfen. Die Apothekerin aus dem Erdgeschoss packt ihren Verpackungsmüll abends ins Auto und entsorgt ihn zu Hause, irgendwo im Hamburger Osten. Und im Supermarkt gegenüber schlägt mehrmals täglich der Pfandautomat Alarm, weil Kunden versuchen, dort heimlich leere Gurkengläser und Weinflaschen zu beseitigen.

Die Stadtreinigung sagt, das Bezirksamt hätte nicht für einen Ersatzplatz gesorgt. Das Bezirksamt sagt, nach Ende der Bauarbeiten wolle es sich kümmern. Auf die Frage, warum nicht früher, gibt es keine Antwort. Man kann ja vorher auch wirklich nicht an alles denken.