Züchter nennen Brand politisch

AGRARINDUSTRIE Verdacht auf Brandstiftung: Nachdem in Meppen drei Mastanlagen abgebrannt sind, verlangt die Geflügellobby Distanzierung

In den Zusammenhang mit dem niedersächsischen Wahlkampf hat der Vorsitzende der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), Wilhelm Hoffrogge, die Meppener Maststallbrände gestellt: Angesichts der mutmaßlichen Brandstiftung sieht er „die Politik in der Pflicht“. Es handele sich um „kriminelle Anschläge“, so Hoffrogge. Und von denen müssten sich, acht Wochen vor der Landtagswahl, alle Parteien distanzieren – „besonders die Grünen“.

In der Nacht zum Donnerstag hatte es in drei Hallen einer neu erbauten Mastanlage in Meppen-Klein Fullen simultan begonnen zu brennen – ein starkes Indiz: „Wir gehen von Brandstiftung aus“, erklärte ein Polizeisprecher. Ein Bekennerschreiben, wie bei politisch motivierten Brandstiftungen zu erwarten wäre, gibt es indes nicht.

Er warne vor einer einseitigen Festlegung, sagt der agrarpolitische Sprecher der niedersächsischen Landtagsgrünen, Christian Meyer. Es sei „eine ziemliche Unverschämtheit von Hoffrogge, uns zu beschuldigen, sobald es brennt“. Sich vom vermuteten Gewaltakt zu distanzieren, hält Meyer für unproblematisch: „Für uns Grüne ist seit jeher klar, dass eine politische Auseinandersetzung nur gewaltfrei und mit rechtsstaatlichen Mitteln zu führen ist“, sagte er der taz. Er könne nur hoffen, dass dies für die NGW und das ihr eng verbundene Landvolk ebenso gelte, sagte er in Anspielung auf Drohgebärden gegen Geistliche.

Ähnlich hatte auch Michael Hettwer vom Landesnetzwerk „Bauernhöfe statt Agrarfabriken“ schon am Donnerstag sein Mitgefühl mit dem geschädigten Mäster signalisiert: „Mir tut es leid, wenn jemand sein Hab und Gut verliert.“ Selbstverständlich sei „Brandstiftung kein Mittel politischer Auseinandersetzung“. Jedoch sei „gerade der NGW-Verband schnell dabei, Verdächtigungen zu äußern“.

In Niedersachsen ist kein einziger Fall einer militanten Tierschutzaktion übers Stadium des Verdachts hinaus belegt.  BES