Kurzkritik: „Lohnarbeit und Liebesleid“ im Lichthof-Theater
: Trashiger Schauer

Nathalie frisst ihr Mobiltelefon, und das bekommt ihr nicht. Sie frisst es in dem Callcenter, in dem sie arbeitet, wegen Liebeskummer. Sie kollabiert und als sie ihren letzten Rülpser tut, liegt sie bäuchlings auf der Sitzfläche ihres Callcenter-Stuhls. Mit ihrer pinkfarbenen Strumpfhose und ihrem Glitzershirt sieht sie aus wie eine Comicfigur. Ihr Tod: ein makaberer Gag.

Nathalie ist nicht die einzige Tote in dem Theaterstück „Lohnarbeit und Liebesleid“, das derzeit am Lichthof-Theater zu sehen ist. Nathalie ist einer von fünf Charakteren, deren Schicksal in jeweils rund fünfzehn Minuten erzählt wird. Alle Charaktere werden in der Liebe und im Beruf abgesägt und zwar so klischeehaft, dass kein Mitleid aufkommen kann. Das Geschehen kommentiert hinten auf der Bühne ein Theaterchor namens „Die Stimmen“. Die Empfehlung der Stimmen ist immer der Suizid. „Nun häng dich schon auf“, sagen die Stimmen. „Bevor es zu spät ist.“ Der schwarze Humor ist die wichtigste Säule des Abends.

Neben der Callcenter-Jobberin Nathalie gibt es einen soziophoben Post-Angestellten, einen Busfahrer, einen Snob und eine Floristin. Als Requisiten reichen ein paar Stühle und ein kleiner Baum zum Aufhängen.

Außerdem wichtig: die Kleidung. Der Post-Angestellte trägt schwarz glitzernde Leggins, der Liebhaber der Floristin hat ein Loch im Kopf und trägt eine OP-Schürze. So wird „Lohnarbeit und Liebesleid“ zu einer Kombination aus Trash und Gothic Novel. Das ist die 80 Minuten, die der Abend dauert, durchaus gute Unterhaltung. Dann reicht’s aber auch: Länger hätte die Idee nicht getragen. KLAUS IRLER

nächste Vorstellungen: 19. bis 21. 11. je 20.15 Uhr, 22. 11. um 19 Uhr