von unserer Redaktion
: Ab in die Büsche!

KONTEXT HAT NOCH VIEL VOR! Damit wir das weiter in aller Unabhängigkeit verwirklichen können, brauchen wir die Unterstützung unserer LeserInnen. Zu Weihnachten wünschen wir uns: mehr Soli-Abos für mehr Kontext.

Wir wollen neue Felder neu bestellen. Wir wollen raus ins Land, ins Oberschwäbische, Badische, ins Hohenlohische, in die Kurpfalz. Denn nicht nur in Stuttgart gilt es, Politik und Wirtschaft auf die Finger zu schauen. Wie das mit Ihrer Unterstützung aussehen kann, zeigen in dieser Ausgabe Susanne Stiefel und Martin Storz mit ihrer Reportage über das Bombengeschäft am Bodensee. Drei Tage haben sie das mörderische Geschäft in malerischer Landschaft erforscht, sie recherchierten und fotografierten in Überlingen, Friedrichshafen und Lindau, sprachen mit Bürgermeistern, Lehrern, Pfarrern und Firmensprechern. Das kostet Zeit und Geld, und das schaffen wir in Zukunft nur, wenn wir noch mehr UnterstützerInnen gewinnen.

Wir brauchen Sie, weil wir noch mehr wollen, viel mehr. Während Zeitungen wie die Frankfurter Rundschau Insolvenz anmelden und andere an Umfang sparen, dafür aber mehr Geld wollen, gehen wir den anderen Weg. Wir wollen noch mehr bieten und bauen auf die Einsicht unserer LeserInnen. In dieser und den nächsten drei Ausgaben zeigen wir, was wir vorhaben. Mehr Reportagen aus dem Land, noch mehr Recherche, regelmäßige Veranstaltungen und Diskussionen mit unseren LeserInnen, auch mehr fürs Auge. Lassen Sie sich überraschen von unserer Werbekampagne, die Kresho Eremut von Publicca Design gestaltet hat. Wir haben ein ehrgeiziges Ziel: 500 neue Soli-AbonnentInnen. Also werden Sie Kontext:UnterstützerIn (www.kontextwochenzeitung.de/ist-mirs-wert). Ihr Soli-Abo ist übrigens eine Spende und von der Steuer absetzbar.

Doch wir vergessen darüber diejenigen nicht, die uns bisher schon stützen. Die 1.057 Soli-AbonnentInnen, die monatlich mindestens zehn, manche auch fünfzig Euro überweisen,ermöglichen uns die tägliche Arbeit, garantieren unsere Unabhängigkeit von Verlegern und Anzeigenkunden. Sie sind das Rückgrat der Kontext:Wochenzeitung. Der einzigen Zeitung Deutschlands, die von professionellen Journalisten gemacht und von Bürgern finanziert wird.

Und dann gibt es immer wieder einmalige Spenden, die der Kontext-Kasse guttun, uns freuen und manchmal sogar rühren. Wie die 500 Euro aus Sindelfingen, die vor wenigen Tagen bei uns ankamen, und zwar von einem – Leichenschmaus. Kontext statt Kränze. Wir nehmen es als gutes Omen.

In Sindelfingen starb Otto Zeile, 62. Er ist in seinem Lieblingscafé Paletti, so schreibt uns ein Freund, tot zusammengebrochen. Und der Freund lässt weiter wissen: „Otto war einer der letzten echten alten Sindelfinger und eines der wenigen Originale, die noch durch Sindelfingen gegeistert sind. Belesen, bibelfest, sehr sozial eingestellt, politisch interessiert, ein streitbarer Geist, der oft brillante Gedanken hatte, der in ganz verschiedenen Szenen unterwegs war: Vom Punk bis zum Banker zählte sein Freundes- und Bekanntenkreis. Nie hat er ein Blatt vor den Mund genommen, hat zu seiner Meinung gestanden und diese auch untermauern können. Zu Kontext hatte er einen guten Draht, unabhängiger Journalismus war ihm sehr wichtig.“

Jeden Samstag hat Otto Zeile im „Paletti“ in aller Ruhe Kontext gelesen. Auf Papier. In der taz. Ganz altmodisch. Er wusste, dass Qualität ihren Preis hat. Und deshalb haben seine Freunde beschlossen, in seinem Sinne bei seiner Beerdigung zu sammeln. Kontext statt Kränze – das hätte ihm sicher gefallen, sagen sie.