Ende einer rechten Karriere

Stefan Rochow In Greifswald stieß er zur NPD und wurde mit den Jahren einer ihrer führenden Funktionäre. Nach dem „stillen Ausstieg“ 2008 wandte er sich dem Katholizismus zu

Er steht vorn vor dem Publikum, die Worte hat Stefan Rochow bewusst gewählt, die Sätze greifen ineinander. Der langjährige NPD-Funktionär spricht wie meistens frei, ohne Manuskript, über seine Hinwendung zur rechten Szene, was leicht ging, und seinen schwierigen Ausstieg. Die „soziale Ungerechtigkeit gegen das deutsche Volk“ habe ihn als Pädagogikstudent bewegt, sich dieser Szene anzuschließen, sagt er.

Rochow, 1976 in Greifswald geboren, kann reden, mit Worten Menschen für sich und für eine Sache gewinnen, das weiß er. Zugeschlagen habe er nie, aber gelenkt und geleitet, sagt er. Dennoch ist bei dem ehemaligen Parteifunktionär ein Zögern zu spüren, wenn er spricht, eine Verunsicherung. Denn nicht alle Zuhörer bei dieser Tagung zum Rechtsextremismus nehmen ihm den Wandel einfach so ab. „Wegen Menschen wie Ihnen, mussten meinen Kinder Angst haben, das kann ich nicht vergessen“, sagt eine Frau.

Die politische Karriere von Rochow begann 1996 als Pädagogikstudent in Greifswald bei der Burschenschaft Rugia. Er engagierte sich bei der rechtsex­tremen Vertriebenenorganisation Junge Landsmannschaft Ostpreußen (JLO) und bei der NPD-Studentenorganisation Nationaldemokratischer Hochschulbund (NHB). Nach einem Umzug ins Hessische, wo er ein BWL-Studium begann, wurde er 2001 zum Landesvorsitzenden der NPD-Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten (JN) und, ein Jahr später, zu deren Bundesvorsitzenden gewählt, ein Amt, das er bis 2007 innehatte.

In der NPD gehörte Stefan Rochow dem Parteivorstand an. Er war stellvertretender Leiter des Parlamentarischen Beratungsstabes der NPD-Landtagsfraktion in Sachsen und zuletzt Pressesprecher der NPD-Fraktion im Landtag von Mecklenburg-Vorpommern.

Nach seinen stillen Ausstieg aus der rechten Szene 2008 konvertierte Rochow zum Katholizismus und studierte Theologie. 2013 veröffentlichte er seine Biografie „Gesucht – Geirrt – Gefunden“. Rochow wurde Journalist, er lebt mit seiner Familie in Schwerin und engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Seit kurzem ist er Leiter des Aussteigerprogramms „Exit-Nord“.