Die Welt auf 176 Seiten

HELLBLAU Der neue „Atlas der Globalisierung“ ist erschienen – ein politischer Reiseführer

Er war schon dunkelblau, tiefrot und gelb, jetzt ist er hellblau: Der neue „Atlas der Globalisierung“ von Le Monde diplomatique ist da, der, so die französische Politikwissenschaftlerin Susan George, „beste politische Reiseführer durch die Welt“. In über 150 Karten und Grafiken wird veranschaulicht, in welch atemberaubenden Tempo die Globalisierung im vergangenen Jahrzehnt vorangeschritten ist.

Große, handgemalte Karten von Philippe Rekacewicz, dem Erfinder der „engagierten Kartografie“ und Initiator des Atlas, sind den großen Themen gewidmet: dem weltweiten Schmuggel von Menschen, exotischen Tieren und Drogen, den Möglichkeiten der Bewirtschaftung des Weltraums und großen Protestbewegungen wie Occupy und der Arabellion. Am Anfang der Kapitel stehen jeweils Essays von Autorinnen wie Kathrin Röggla und Charlotte Wiedemann.

Der „Atlas der Globalisierung“ ist kein gewöhnlicher Atlas, der Bekanntes abbildet, sondern nach den tiefer liegenden Zusammenhängen fragt – mit erhellenden und zuweilen ungewöhnlichen Mitteln. So wird das „geteilte Korea“ mit dem geteilten Deutschland verglichen – Grafiken zu Einwohnerzahl und BIP zeigen, wie unwahrscheinlich eine Wiedervereinigung der koreanischen Halbinsel nach deutschem Vorbild ist. Sie wäre ökonomisch nicht zu bewerkstelligen.

Seinem Untertitel „Die Welt von morgen“ wird der Atlas gerecht, weil er neue Perspektiven zeigt: für eine Reform der Vereinten Nationen, für eine Energiepolitik ohne Erdöl und Atomkraft und für eine Wirtschaftspolitik, die Wohlergehen nicht am Wirtschaftswachstum misst, sondern am Happy Planet Index.

Der Atlas kann bei Le Monde diplomatique oder im tazshop bestellt werden. TAZ