: Stellen streichen und schweigen
Schiffbau Leere Auftragsbücher und Stellenstreichungen anstatt neuer Aufträge in Milliardenhöhe: Der Einstieg von Genting brachte der Lloyd Werft kein Glück
Die Lloyd Werft in Bremerhaven streicht 117 Stellen – aber ihr „Sprecher“ Rüdiger Pallentin ist an diesem Montag leider nicht zu sprechen. Wie auch schon im Juli letzten Jahres, als erstmalig bekannt wurde, dass aus den angekündigten Großaufträgen durch den neuen Investor Genting Group nichts wird. Schon damals waren es „Termingründe“, die Pallentin daran hinderten, gegenüber der taz den zukünftigen Kurs der Werft zu erklären.
Nun also fällt ein Viertel der Stellen weg, die Betroffenen sollen abgefunden werden. Rund 11,9 Millionen Euro hat das Unternehmen dafür bereits bereitgestellt. Gezahlt werden soll nach Alter und Dienstzeit, höchstens jedoch je 150.000 Euro. Von der Abfindung profitieren kann, wer sich bis Mitte März gemeldet hat; danach sind betriebsbedingte Kündigungen zu erwarten, sollten sich bis dahin nicht 117 MitarbeiterInnen für die Kündigung mit Abfindung entschieden haben.
Gerüchte über einen massiven Stellenabbau kursieren schon länger, seit Oktober gilt auf der Werft bereits Kurzarbeit. Nach Angaben des Betriebsrates wollte die Geschäftsführung ursprünglich noch mehr Stellen streichen, dies konnte in den Verhandlungen wohl abgewendet werden.
Entgegen der ursprünglichen Ankündigung, in Bremerhaven Kreuzfahrtschiffe zu bauen und dafür bis zu 1000 neue Jobs zu schaffen, hatte Genting im Juli 2016 bekannt gegeben, die Neubauten an die drei moderneren Werftstandorte Wismar, Stralsund und Warnemünde zu vergeben. Die Lloyd Werft, die sich nach dem Einstieg von Genting und in Erwartung voller Auftragsbücher mit Milliardenvolumen nicht mehr um die Akquise gekümmert hatte, steht nun fast völlig ohne Aufträge da. Erst zum Ende des Jahres ist ein größeres Yachtbauprojekt terminiert.
Ob die Lloyd Werft dauerhaft mit dem Yachtbau überleben kann, ist dabei unklar – zumal es mit Lürssen sowie Abeking & Rasmussen gleich zwei bedeutende Yachtwerften im Luxus-Segment an der Weser gibt und der Yachtbau für Lloyd bislang nicht zum Kerngeschäft gehörte. Karolina Meyer-Schilf
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