LeserInnenbriefe
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Die veröffentlichten Briefe geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.

Die Polizei wurde kaputt gespart

betr.: „Keiner hielt den Islamisten auf“, taz.nord vom 27. 2. 17

Sollte es zutreffen, dass die Behörden schlampig ermittelt haben, sollte man aber auch feststellen, dass die Polizei in den letzten Jahrzehnten kaputt gespart und deshalb – auch personell – vollkommen überlastet ist. Das erhöht solche Fehlleistungen enorm.

Eine Gesellschaft muss sich deshalb irgendwann entscheiden: mehr Sicherheit durch mehr Polizei und damit auch bessere, sorgfältigere Ermittlungen oder eben nichts von alle dem.

GEORG DALLMANN, taz.de

Türkei infrage stellen

betr.: „Des Putsches letzter Akt“, taz.nord vom 24. 2. 17

Theaterstücke sollte mensch nicht verbieten, sondern vielleicht den Menschen klar machen, dass wir alle für unsere Gesellschaften mitverantwortlich sind. Wer ein Ermächtigungsgesetz unterstützt, muss sich am Ende nicht wundern, dass auch er „abgeholt“ werden kann. Und unsere Gesellschaft muss jetzt klar fordern: Mit Ditib wird nicht mehr zusammengearbeitet und die Türkei muss als Nato-Partner tatsächlich infrage gestellt werden. CHRISTOPH STOLZENBERGER, taz.de

Rechte als Kämpfer für Freiheit

betr.: „Des Putsches letzter Akt“, taz.nord vom 24. 2. 17

Zum letzten Absatz über den Ditib-Moscheeverein ist noch anzufügen, dass auch der in Wilhelmsburg liegt und dass Herr Kocaman laut Panorama auch dieses gepostet hat: „Ich spucke auf das Gesicht der Türken und Kurden, die nicht islamisch leben. Was für einen Wert haben sie schon, wenn sie keine Muslime sind.“ Es wird immer deutlicher, dass wir (unter anderem) hier in Wilhelmsburg ein echtes Problem mit islamistischer, nationalistischer, völkischer, chauvinistischer, frauenverachtender Propaganda haben, die sich vor allem gegen diejenigen türkischstämmigen Menschen richtet, die noch nicht „auf Linie“ sind.

Alle Linken und AntifaschistInnen sollten endlich begreifen, dass sich vor unseren Augen eine rechte Propaganda breit macht, die die Nicht-Türkischsprachigen nicht verstehen, die aber kein Stück besser ist als die der Rechtspopulisten, die wir jeden Tag den deutschsprachigen Medien entnehmen können.

Und wenn wir nicht im Namen von Emanzipation und Menschenrechten dagegen angehen, dann verraten wir nicht nur die progressiven türkischstämmigen Menschen, die dem als Minderheit in der Minderheit ausgesetzt sind, sondern dann stehen ja ironischerweise die Rechten als Kämpfer für Freiheit da: Die AfD verlangt die Kündigung des Staatsvertrags mit Ditib, während der rotgrüne Senat genauso wie beim Theaterstück abtaucht und abwiegelt. CHRISTOPH D, taz.de

Welcome-Politik ist gescheitert

betr.: „Albig bleibt stur“, taz.nord vom 23. 2. 17

Afghanistan ist nicht sicher. Genauso wenig sicher wie Syrien, ein Großteil von Afrika, Pakistan, Ägypten, überhaupt ein Großteil der Welt. Junge Männer haben dort keine Perspektive auf ein – nach unseren Vorstellungen – menschenwürdiges Leben.Die Welcome-Politik ist gescheitert. Das Leben in Afghanistan wird für die dort verbleibenden Afghanen nicht besser, wenn wir massenhaft junge afghanische Männer mit der Perspektive Hartz IV bei uns aufnehmen. Und für uns wohl eher auch nicht. Alle Afghanen aufnehmen – was das Problem Afghanistans möglicherweise lösen würde – können wir nicht. Es fehlt eine ehrlich Diskussion zur Migrationspolitik. Wen wollen wir aufnehmen? Wen wollen wir nicht aufnehmen? Was machen wir mit denen, die wir nicht aufnehmen wollen, die aber trotzdem kommen? Eigentlich müsste das der Bundestag debattieren und entscheiden. Geht aber nicht. Vor lauter Political Correctness sind ehrliche Diskussionen in der Regel nicht mehr möglich.

A. MÜLLERMILCH, taz.de